Im Test: Marvel vs. Capcom 3 (Xbox 360)

Gut zehn Jahre ist es her, dass Capcom seine besten Recken gegen die Helden und Schergen aus dem Marvel-Universum führte. Auf der Playstation 2 sorgte man damals für eine unterhaltsame Prügelei, die jedoch etwas zu bunt zusammengewürfelt schien. Mit dem dritten Teil der Prügelserie will Capcom das nun besser machen.

Bereits mit dem fulminanten Intro lässt man die ersten Zweifler verstummen. In einer Action geladenen Sequenz polieren sich Capcom-Helden und Marvel-Recken gleichermaßen die Visagen, bevor eine Gewitterwolke eine noch größere Bedrohung ankündigt. Doch anstatt sich einer Story zu widmen und dem Spieler so den Grund für die gegenseitigen Prügelorgien zu erklären, bleibt die Geschichte Nebensache. Stattdessen wählt man aus dem Offline-Modus den Unterpunkt „Arcade“ und stürzt sich nach der Wahl seines Dreierteams in die erste Schlacht. Spätestens nachdem der erste Kämpfer auf der gegnerischen Seite K.O. gegangen ist, sind die letzten Zweifel ausgeräumt. Capcom hat es geschafft ein Effektfeuerwerk auf die Leinwand zu zaubern, das im Bereich der Beat’em’Ups seinesgleichen sucht. Durch spezielle Shader wirken die Charaktere wie direkt aus einem Comic entsprungen und bereits die einfachen Spezialattacken wären in anderen Titeln zur Super-Combo avanciert. In Marvel vs. Capcom 3 trumpft man dagegen mit Bildschirm füllenden Specials auf, bei denen einen anfangs durchaus die Augen übergehen. Ein gewisser Hang zum Chaos mag für Neueinsteiger ebenfalls spürbar sein. Doch wer sich im Trainingsmodus die unterschiedlichen Attacken der insgesamt 36 Recken angeeignet hat, wird seine Kontrahenten bald nach allen Regeln der Kunst vermöbeln. Dabei macht sich auch der Unterschied bemerkbar zwischen Anfängern, die nur mittels der simplifizierten Steuerungsoption Erfolge feiern und Profis, die am besten mit dem Arcade Stick die Combos aus dem Handgelenk schütteln. Wer also Zeit in das Game investiert, wird hier im Endeffekt auch belohnt. Dies äußert sich auch in vier weiteren Charakteren, die sich freischalten lassen und die Riege rund um Veteranen wie Ryu, Chun Li, Captain America, Wolverine und Spiderman sowie ausgefallenere Protagonisten wie She-Hulk, Wolfsgöttin Amaterasu oder M.O.D.O.K. ergänzen. Wer einen Kollegen vor die Konsole zerrt oder sich online passende Gegner sucht, findet übrigens längerfristig andauernde Motivation.

Abgesehen davon hätte man sich allerdings durchaus noch etwas mehr Tiefgang für einen Einzelspielermodus gewünscht. Nach einem halben Dutzend Duellen und dem finalen Obermotz in Form des fiesen Galactus ist die Erde gerettet und die kurzen Endsequenzen eines Charakters flimmern in Form von Standbildern über den Screen. Der Missionsmodus verspricht ebenfalls mehr als er tatsächlich hält, da ihr hier lediglich vorgegebene Moves und Combos mit einem rasant steigenden Schwierigkeitsgrad nachahmen müsst. Immerhin lernt ihr so die einzelnen Charaktere besser kennen und könnt ihre Moves eher einschätzen. Aus dem Wii-Vorbild Tatsunoko vs. Capcom wurde nämlich das Kampfsystem entliehen, welches lediglich drei verschiedene Schläge (leicht, mittel und hart) pro Fighter vorsieht. Die klassische Unterteilung in Schläge und Tritte wie aus Street Fighter gewohnt gibt es nämlich nicht mehr. Dennoch verbirgt sich mehr Taktik hinter dem Game als anfangs erwartet. Wer geschickt seine Charaktere im Kampf wechselt, füllt diesen verlorene Energie zum Teil wieder auf. Mit Supportmoves könnt ihr eure Kollegen in den Kampf eingreifen lassen, für gefürchtete Aerial Team-Combos und die aufladbaren Hyper-Attacken holt ihr euch ebenfalls Unterstützung eurer Teampartner. Einmalig im Kampf darf zudem der X-Factor aktiviert werden. Dieser verstärkt eure eigenen Attacken und hält länger an, je weniger Kraft sowie Teamkollegen ihr noch übrig habt. Im Gegensatz zur fulminanten Präsentation kann der Sound hier übrigens nicht ganz mithalten. Der Japano-Pop passt zwar zum Geschehen wie die Faust aufs Auge, dudelt dennoch etwas belanglos vor sich hin. Die authentische Sprachausgabe – wahlweise komplett auf Englisch oder teils auf Japanisch – sowie die krachenden Soundeffekte runden das Game optimal ab.

Fazit

Mit Marvel vs. Capcom 3 revolutioniert man das Genre nicht, schickt aber einen spaßigen Teilnehmer in den Wettstreit um die Beat’em’Up-Krone. Punkte einfahren kann man dabei mit der überragenden Präsentation, die ein Spiel wie im Rausch ermöglicht. Das Gameplay überzeugt mit einigen feinen Details, die vor allem Profis zu schätzen wissen. Einsteiger erleben dank optional vereinfachter Steuerung ebenfalls schnell erste Erfolge, vorrangig werden aber eher erfahrene Zocker mit dem Titel ihre Freude haben und greifen gerne zu. Ich drücke jedenfalls den Button für unser Qualitätssiegel „Güteklasse A“.

Ein Videoreview zu diesem Titel folgt in Kürze!

Screenshots

5 Kommentare zu „Im Test: Marvel vs. Capcom 3 (Xbox 360)“

  1. Klingt interessant. Mit Amaterasu ist das Spiel ja schon fast ein Pflichtkauf für mich. Ich mag solche bombastischen Prügler mit überquellenden Effekten sowieso ziemlich gerne. Interessant wäre es jetzt natürlich das ganze in Bewegung zu sehen. :>

  2. Pingback: Im Test: Ultimate Marvel vs. Capcom 3 (PS Vita) | Press A Button

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