Im Test: Superbrothers: Sword & Sworcery EP (iPad)

Das in Toronto ansässige Independent Game Studio Capybara Games entwickelte in Kooperation mit den Grafikkünstlern Superbrothers sowie dem Musiker und Sounddesigner Jim Guthrie ein retroesques Spielerlebnis für das Apple iPad. Wir haben uns Kopfhörer aufgesetzt, auf Vollmond gewartet und uns in die beeindruckende Pixelwelt von Superbrothers: Sword & Sworcery EP begeben.

Die Macher des Spiels beschreiben ihr Werk als eine Art experimentelle Neuinterpretation der Pionierarbeit von Miyamoto, Mechner und Chahi für das 21. Jahrhundert. In der Rolle der weiblichen Hauptfigur, die lediglich als Scythianerin im Spiel bezeichnet wird, gilt es im Kaukasus-Gebirge zunächst ein mysteriöses Buch zu finden. Dieser merkwürdige Schmöker nennt sich Megatome und schreibt seine Seiten mit den Gedanken der Menschen voll. Blöd nur, dass beim Entwenden des Buches ein dunkler und vor allem recht böser Geist geweckt wurde. Im weiteren Verlauf des Spiels muss die Scythianerin die drei Teile des Trigon finden, um mit dessen Kraft den Bösewicht zu besiegen. Das Trigon erinnert dabei übrigens sehr stark an das aus den Zelda-Spielen bekannte Triforce, um mal eben die Brücke zur Sebstbeschreibung der Entwickler zu schlagen. Anders jedoch als im Miyamoto-Klassiker, wird die Heldin mit dem weiteren Fortschreiten im Spiel immer schwächer.

Die Geschichte rund um S:S&S EP, so der offizielle Kurzname des Spiels, entfaltet sich nach und nach und wird dabei immer intensiver, verwirrender, emotionaler und fesselnder. Nachdem die ersten Quests erfolgreich absolviert wurden, folgt auch schon sehr bald das Eintauchen in eine luzide Traumwelt, die der realen Welt an einigen wenigen Stellen sogar recht ähnlich ist. Entscheidend bei der Lösung des Spiels sind dabei die unterschiedlichen Mondphasen, die in Echtzeit Einfluss nehmen. Da heißt es im Zweifel mal zehn Tage lang das Spiel ruhen zu lassen, bis es weitergehen kann. Allerdings gibt es hier zwei Möglichkeiten, dies zu umgehen – man stellt die Systemzeit vor, was jedoch am Ende nur zu 99% Komplettierung führt, oder man öffnet im Spiel einen geheimen Raum. Ohne aber nun inhaltlich zu weit ins Detail zu gehen und somit möglicherweise einige der vielen Überraschungsmomente vorweg zu nehmen, widmen wir uns lieber der Spielmechanik und der Präsentation.

Gespielt wird natürlich, wie sollte es auf dem iPad auch anders sein, mit der Berührung des Bildschirms. Mit dem Finger lässt sich somit die Heldin steuern oder durch das Menü navigieren. Eine Doppelberührung von Personen oder Gegenständen ermöglicht eine entsprechende Interaktion. Kommt es zu Kampfszenen, so gilt es das iPad vertikal zu halten um den Kampf zu starten – hier befinden sich dann jeweils ein Symbol für Schildabwehr als auch Schwertangriff auf dem Display. Auch das Aufschlagen des Megatomes erfolgt per vertikaler Haltung des Geräts.

Die grafische Präsentation des Spiels hat es in sich. Auf den ersten Blick haben wir es mit einer sehr simplen Pixelgrafik zu tun. Aber schon nach wenigen Sekunden im Spiel wird klar, dass die Entwickler trotz oder gerade wegen der technisch vorhandenen Reduzierung auf wesentliche Merkmale, eine sehr detailverliebte und in höchstem Maße ansprechende Spielwelt erschaffen haben. Durch eine typische Zwei-Finger-Geste lässt sich die Spielszene zudem hinein- oder herauszoomen. Zu dieser einzigartigen Optik erklingen die traumhaft schönen Melodien und Sounds von Jim Guthrie, die sich zu jeder Zeit perfekt ins Spielgeschehen einpassen. Auch bestimmte Aktionen der Spielfiguren werden mit Instrumenten hervorgehoben – schlägt ein Gegner im Kampf drohend mit seinem Schwert auf seinen Schild, so ertönt eine tief klingende Trommel. An einer abgelegenen Stelle in der Traumwelt trifft man übrigens auf das virtuelle Abbild von Guthrie, der mit seiner Klampfe an einem Lagerfeuer sitzt und uns zu einer spontanen Jam-Session einlädt. Durch Berühren der umgebenen Sträucher und Bäume lassen sich dann Töne erzeugen, mit denen man Guthrie begleiten kann. Hier ertappt man sich mehr als ein mal dabei, die eigentliche Aufgabe temporär beiseite gelegt zu haben, um auf musikalische Art und Weise zu Guthries Song zu improvisieren. Der Zusatz „EP“ im Namen kommt übrigens nicht von ungefähr, denn insgesamt bringt es Guthrie auf einen rund 40minüten Soundtrack, den es mittlerweile sogar auf Vinyl und als Download gibt.

Fazit

Ich hätte es nie für möglich gehalten, ein derart intensives Spielerlebnis auf dem iPad erfahren zu dürfen. Superbrothers: Sword & Sworcery EP entführt den Spieler in eine wahrlich traumhafte Welt – eine perfekte Symbiose aus Retro und Moderne. Das Spiel wartet unter anderem mit einer spannenden Story, Rätseleinlagen, Kämpfe, Bossgegner, zwei parallelen Welten, Geistbeschwörungen und jeder Menge halluzinogenen Pilzen auf. Viel Liebe zum Detail ist dabei in ausnahmslos allen Bestandteilen des Spiels spürbar. Die erstaunlich lebhafte Pixelgrafik, der wunderbare Sound, die spannende Story, die intuitive Steuerung und die unzähligen kleinen als auch großen „Wow“-Momente machen Superbrothers: Sword & Sworcery EP zu einem spielerischen Meilenstein – und das nicht nur auf dem iPad. Also, geschwind die Kopfhörer aufsetzen und mit der Scythianerin ein unvergessliches Abenteuer bestreiten!

Screenshots

3 Kommentare zu „Im Test: Superbrothers: Sword & Sworcery EP (iPad)“

  1. Habe es mir auch gekauft, als Universal App auch für das iPhone. Ein sehr schönes Spiel. Wer übrigens nur iPod touch oder iPhone besitzt kann sich die knapp 1€ günstigere Variante kaufen, die dann aber nicht iPad optimiert ist.

  2. Pingback: Fünf iOS-Spiele, die man gespielt haben sollte | Press A Button

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