Im Test: Duke Nukem Forever (Xbox 360)

15 Jahre, vier Entwicklerstudios, mehrere Grafikengines. Das sind nur einige Fakten, die alle auf den wohl bekanntesten Running-Gag der Spieleszene zutreffen. Doch seit Anfang Juni hat die Geschichte um Duke Nukem Forever doch ein Ende gefunden und Ego-Shooter-Fans können sich erneut in den Kampf gegen die Alien-Invasoren begeben. Dabei stellt sich aber eine klare Frage: Findet der Duke zu seiner alten Stärke zurück oder ist ihm die lange Ruhepause anzumerken?

Gleich zu Beginn sollte klar gestellt werden: Duke Nukem persönlich hat es noch drauf. Egal ob coole Sprüche reißen, Frauen beglücken oder Aliens plätten, selbst nach 15 Jahren (im Spiel selbst sind 12 Jahre vergangen) Wartezeit hat der Chuck Norris der Shooterspiele nichts verlernt. Das trifft allerdings nur auf den biersaufenden, pöbelnden Helden von Duke Nukem Forever zu, das Spiel selbst zeigt dann doch einige Spuren von Altersschwäche. Auf den ersten Blick fällt das bei der Grafik auf. Zwar ist Duke Nukem Forever gewiss kein hässliches oder vollkommen veraltetes Spiel, doch mit dem heutigen Shooter-Standard kann es bei weitem nicht mithalten. Matschige Texturen, Grafik-Pop-Ups, Tearing und Ruckler zeichnen das Spiel, beeinträchtigen dabei aber nicht den Spielspaß. Gerade die beiden letzten Punkte fallen kaum auf und stören dadurch kaum oder sogar gar nicht. Das gilt allerdings nicht für die Ladezeiten zwischen den einzelnen Levels oder nachdem ihr den Bildschirmtod gestorben seid. Diese fallen teilweise enorm lang aus und können zwischenzeitlich sogar richtig nerven.

Aber nicht nur die Grafik deutet an, was viele vielleicht bereits vermutet haben: Duke Nukem Forever ist ein Old-School-Shooter, oder um den Präsident der Vereinigten Staaten beim Wort zu nehmen: Duke Nukem ist das Relikt einer anderen Zeit. Negativ gemeint ist das aber nicht grundsätzlich. Während heutige Shooter meist eine Spielzeit von gerade einmal sechs bis zehn Stunden bieten, seid ihr mit Duke Nukem Forever eher doppelt solang beschäftigt und dabei erlaubt sich der Titel keine Längen. Jeder einzelne Abschnitt gehört ins Spiel und auch hier findet sich eine der Stärken des Ego-Shooters: Abwechslung. Zwar besteht jedes der Settings immer aus mehreren Levels, dennoch bekommt ihr einiges an Abwechslung geboten. Neben Dukes Casino Lady-Killer begebt ihr euch unter anderem auch in die Straßen von Las Vegas oder zu Duke Burger. Dazu kommen Abschnitte in denen ihr geschrumpft unterwegs seid und Fahrzeug-Einlagen, die genauso Action-reich ausfallen wie der Rest des Spiels. Das selten vorkommende Backtracking stört dabei überhaupt nicht.

Das Herzstück von Duke Nukem Forever sind aber, wie bei Ego-Shooter üblich, die Schießereien mit den Aliens. Und auch hier kann der Titel weitgehend überzeugen, zeigt aber wieder seine Herkunft aus alten Tagen. Ein richtiges Deckungssystem, bei dem Duke Nukem sich hinter Trümmern oder Kisten verschanzt, sucht ihr vergeblich. Das bedeutet zwar nicht, dass ihr überhaupt nicht in Deckung gehen könnt oder solltet, aber es fällt eher so aus wie bei älteren Shootern. Doch das stört nicht, es passt zu Duke Nukem und den fordernden Schießereien. Leider ist der knackige Schwierigkeitsgrad aber auch ein Manko des Titels. Manche Gefechte fallen doch etwas unfair aus. Zum Beispiel wenn ihr von mehreren Oktahirnen angegriffen werdet und keine richtige Möglichkeit habt in Deckung zu gehen. An solchen Stellen ist es nicht auszuschließen, dass ihr sogar auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad gelegentlich ins virtuelle Gras beißt. Zum Glück sind die Checkpoints meist fair gesetzt und nur selten entsteht Frust, wenn ihr am Ende eines längeren und größeren Kampfes doch noch fallt und erneut gegen allen Gegner antreten müsst. Die Gefechte wirken meist übrigens recht arenaartig und finden auf begrenztem Raum statt. Erst wenn ihr euch aller Feinde entledigt habt, ist es möglich weiter voranzukommen. Dies verdankt Duke Nukem Forever sicher auch der komplett linearen Ausrichtung, die aber trotzdem einige versteckte Objekte und Räume erlaubt.
Die Waffenauswahl fällt im großen und ganzen Recht typisch aus. Neben Pistole und Schrotflinte findet ihr auch Raketenwerfer und Alienwaffen. Ausgefallener wird es dann mit Eiskanone und Schrumpfstrahler. Gerade letzterer ist ein Highlight des Spiels.

Sprüche wie „Ich bin der Duke und nach mir kommt lange nichts“ oder „Ich Duke, du tot“ erklingen in der deutschen Version mit der markanten Bruce Willis-Stimme von Synchronsprecher Manfred Lehmann. Das passt nicht nur zu Duke Nukem, sondern klingt auch wirklich gut, was sich über die restlichen deutschen Sprecher leider nicht sagen lässt. Zwar ist die Synchronisation nicht völlig misslungen, ist aber sicher auch kein Musterbeispiel für gute deutsche Vertonungen.

Zu guter Letzt soll auch noch der Humor von Duke Nukem Forever in diesem Test eine Erwähnung finden. Wie nicht anders zu erwarten war, nimmt sich das Spiel selbst nicht ganz ernst und erinnert an vielen Punkten an Action-Kracher der 80er-Jahre. Das war bereits beim indizierten Vorgänger von 1996 so und ist auch dieses Mal gut gelungen. Allerdings dürfte nicht jeder über die teilweise recht flachen, machohaften oder sexistischen Witze und Anspielungen lachen oder zumindest schmunzeln können. Trotzdem zeichnet dieser spezielle Humor den Titel aus und macht daraus einen würdigen Duke Nukem-Titel, bei dem – wie es anders auch nicht zu erwarten war – auch nicht mit nackten Tatsachen bei den weiblichen Charakteren gespart wird.

Fazit

Das ist also Duke Nukem Forever, jenes Spiel das bereits vor 15 Jahren angekündigt wurde. Um ehrlich zu sein konnte ich mit dem etwas anderen Hype um den Titel nie etwas anfangen, obwohl ich den indizierten 3D-Vorgänger von 1996 als einen von wenigen Ego-Shootern durchgespielt habe. Duke Nukem Forever ließ recht schnell Erinnerungen an sein älteres Abenteuer aufkommen und genau das zeichnet das Spiel als würdige Fortsetzung aus. Als Ego-Shooter in der heutigen Zeit muss sich der Titel aber einiges an Kritik gefallen lassen. Zudem ist die Technik nicht mehr zeitgemäß, aber auch spielerisch gab es bereits andere Shooter, die sämtliche Elemente von Duke Nukem Forever auch hatten und sie besser gemacht haben. Vor 10 Jahren wäre das Spiel wahrscheinlich ein bahnbrechender Über-Shooter gewesen, heute passt eher die Bezeichnung Old-School. Schlecht ist das aber nicht. Mir hat Duke Nukem Forever trotz der klaren Macken und nicht mehr zeitgemäßen Elemente Spaß gemacht. Ein Must-Have oder Meisterwerk ist der Titel aber leider nicht geworden.

Screenshots

11 Kommentare zu „Im Test: Duke Nukem Forever (Xbox 360)“

  1. Ich frage mich was sich die ganzen Kritiker sich von dem Spiel erhofft haben. Wie schon erwähnt wurde, soll der Humor “aufgezwungen” wirken… aber war das beim Duke jemals anders? Also nicht direkt aufgezwungen, aber sehr banal und extrem dumm. Und genau das wollte ich von dem Spiel auch. Also ich werde zugreifen wenn es ein paar Euro günstiger ist.

  2. Phirone:
    Ich frage mich was sich die ganzen Kritiker sich von dem Spiel erhofft haben.

    So kann man aber nicht argumentieren. Sonst dürfte man Casual-Game XY auch nicht schlecht bewerten, weil man ja von vorneherein nix erwartet hat und das auch erfüllt wurde. Maßstab sind die heutigen Standards. Ich hab die Demo gespielt und muss sagen, dass das Spiel sicher ziemlich old-school-mäßig ist, aber ich aufgrund der Sprüche und des Trash-Faktors durchaus meinen Spaß hatte. Das Spiel hat halt das Glück, den Duke-bonus zu besitzen. Wäre dem nicht so, wäre es ziemlich durchschnittlich.

  3. Phirone:
    Ich frage mich was sich die ganzen Kritiker sich von dem Spiel erhofft haben. Wie schon erwähnt wurde, soll der Humor “aufgezwungen” wirken… aber war das beim Duke jemals anders? Also nicht direkt aufgezwungen, aber sehr banal und extrem dumm. Und genau das wollte ich von dem Spiel auch. Also ich werde zugreifen wenn es ein paar Euro günstiger ist.

    Deshalb habe ich ja auch “peinlich aufgezwungen” geschrieben und nicht “banal und dumm”, was bei einem Spiel wie Duke Nukem kein Negativargument wäre. -.-

    Die Kritiken, die ich bisher gelesen habe, bemängeln eben nicht, dass der Humor zu flach ist, sondern dass man den typischen Duke-Humor einfach schlecht umgesetzt hat.

  4. mal ganz ehrlich?! ich mag euer bewertungssystem. fern ab von prozentzahlen oder punktesystemen.

    das mögen wahrscheinlich viele leute anders sehen, aber ich finde, man kann ein spiel nicht zwangsläufig an seinen genre-kollegen messen. genau das ist meiner meinung nach bei duke nukem forever der fall.
    ich warte seit dem ersten trailer sehnsüchtig auf dieses spiel und halte es nun endlich nach all den jahren in meinen händen…
    dass es gameplaymäßig nicht mehr zeitgemäß ist sehe ich absolut ein…aber es soll meiner meinung auch nicht “zeitgemäß” sein ^^
    es könnte von mir aus 1:1 aussehen, wie der original trailer von 98 und ich würd es dennoch kaufen und geil finden ^^
    es soll so sein wie damals und es soll einfach diesen macho charme des dukes rüberbringen.
    das spiel fühlt sich an wie eine zeitreise “back to the roots” ^^
    manchmal ist es halt saumäßig schwer…aber das waren damals 70% aller snes gams beispielsweise auch…wenn ich die heute spiele, frag ich mich auch immer wieder, wie man diese unglaubliche menge an frustrierenden level-wiederholungen damals eigentlich ohne psychische schäden überstehen konnte ^^

    der duke ist halt der duke.
    und ich denke, die meisten, die immernoch ein herz für oldschool shooter haben und nicht vollständig von “modernen” shooter-trends wie deckungssystemen verschlungen wurden, werden duke nukem forever geil finden 😉

  5. Ganz ehrlich ich liebe den Duke! Für mich ich das Spiel genau das geworden worauf ich solange gewartet habe. Ein extrem kurzweiliges sehr sehr abwechslungsreiches Spiel ohne viel Hirn.

    Optik (PC Version) finde ich recht ordentlich und auch heute noch zeitgemäß (360 und PS3 leider weniger) und die vielen kleinen Details im Spiel unterscheiden es wirklich von den ganzen 0815 Shootern im WWII oder fiktiven Kriesenherden sonstwo auf der Welt.

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