Im Test: Resident Evil: The Mercenaries 3D (3DS)

Zombies sind out, der faulige Staatsfeind Nr. 1 sind so genannte Infizierte – egal ob in I am Legend, 28 Days Later oder auch den jüngsten Resident Evil-Episoden. Im ersten Ableger der Traditionsserie für Nintendos 3DS spielt es allerdings keine Rolle, was euch vor die Flinte läuft: Hier wird einfach alles umgepustet, was sich bewegt. Ob das auch Spaß macht?

Auch wenn sich optisch gar nicht so viel geändert hat, spielerisch machte der eben erwähnte Wechsel von dummen, wandelnden Leichen zu wahnsinnigen Infizierten für die Resident Evil Teile 4 und 5 durchaus Sinn. Denn die von den Las Plagas-Parasiten befallenen Menschen sind in der Lage zu rennen, springen oder Waffen zu benutzen – Eigenschaften, welche die motorischen und kognitiven Fähigkeiten ihrer stinkenden, untoten Vorgänger um ein Vielfaches übersteigen. Das war allerdings dringend nötig, denn auch als Spieler konnte man sich ab Teil 4 schneller und freier bewegen. In Resident Evil: The Mercenaries 3D bringt den parasitären Wichten das aber auch nicht viel – denn hier dienen die Feinde maximal als Kanonenfutter.
Schon recht früh zeigte Capcom Bilder seines klassischen Third-Person-Shooters und schürte damit die Vorfreude auf den 3DS. Das Spiel sah aus wie eine Fusion von Resident Evil 4 und 5, demonstrierte gute Grafik und rasantes Gameplay. Und tatsächlich wäre das Spiel ein lupenreiner Launchtitel gewesen. Nicht innovativ, nicht neu, aber laut, schnell und schön. Doch besser später als nie – also auf in die Zombie-, pardon, Infiziertenhatz!

Serienkenner, die gerne mal zur Importversion greifen, werden mit dem Begriff The Mercenaries sofort etwas anfangen können. Denn schon den letzten beiden Teilen der Reihe lag das Minispiel zum Freispielen bei. Wer sich also durch das Hauptspiel gegruselt und gerätselt hatte, konnte hier ohne Munitionsknappheit, dafür unter Zeitdruck, nach Herzenslust Gegnerhorden umholzen. Das Spiel steckt euch in jeder Mission in ein mehr oder weniger frei begehbares Areal, in dem ihr ganz einfach sämtliche Feinde eliminieren müsst, bevor die Uhr abgelaufen ist. Im Nahkampf besiegte Gegner füllen dabei das Zeitkonto geringfügig wieder auf – ebenso wie in den Levels verteilte Zeitboni. Das gnadenlos tickende Limit ist dabei auch die größte Bedrohung im Spiel, denn dank genügend Munition und noch mehr Heilkräutern, sind die fauligen Standardfeinde kaum gefährlicher als Moorhühner.
Jedes Level kann beliebig mit einer der acht Hauptfiguren absolviert werden – fünf davon müssen im Spielverlauf jedoch erst freigeschaltet werden. Wirkliche Unterschiede gibt es allerdings nur in der (anfangs noch fest vorgegebenen) Bewaffnung der Charaktere, sowie den Skills. Bei Letzteren handelt es sich um Upgrades, die euch etwa mehr Munition, stärkere Heilkräuter oder höhere Widerstandskraft verleihen. Von diesen Skills gibt es mehrere Duzend, maximal drei davon dürfen pro Mission aktiviert sein, die Auswahl lässt sich nach jedem Level im Menü ändern. Einige dieser Boni machen sich auch wirklich bemerkbar, viele Effekte gehen jedoch im Zuge des rasanten Gameplays unbemerkt unter. Abgesehen von den Skills und der (später freispielbaren) Waffenwahl bleibt The Mercenaries 3D aber frei von jedweder Taktik. Das Spiel ist ein lupenreiner, stupider Shooter. Und noch dazu einer, der sich seltsam vertraut anfühlt! Dass sich der Titel an die Serienteile 4 und 5 anlehnt, wurde ja bereits bemerkt, in der Praxis bedeutet das allerdings, dass sämtliche (!) Feinde, Waffen, Animationsphasen, Objekte und Texturen aus einem der letzten beiden Konsolenspiele entnommen wurden. Capcom nennt das Homage, wir nennen es einfach Resteverwertung. Es ist offensichtlich, dass The Mercenaries 3D ein Lückenfüller ist, ein Appetithäppchen, das in erster Linie Grafik demonstrieren und die Spieler auf das kommende Resident Evil: Revelations einstimmen soll. Erfreulicherweise liegt dem Spiel sogar eine Demoversion dessen bei, um die namensgebende Offenbarung handelt es sich dabei allerdings nicht. Der Umfang dieser Testversion beschränkt sich auf rund fünf Minuten Spielzeit, doch in diesen fünf Minuten brilliert das Spiel immerhin mit guter Grafik (trotz noch einiger Bugs) und feiner Atmosphäre. Und überhaupt ist es Capcom hoch anzurechnen, dass sie den Schritt wagen und sich bei Revelations in die Karten schauen lassen. Denn wie das mit Demos auf Nintendokonsolen sonst so ist, wissen wir ja alle.

Doch zurück zu The Mercenaries 3D. Das Spielprinzip ist also simpel, die Grafik dafür gut – sie bewegt sich ungefähr auf dem Niveau von Resident Evil 4. Der 3D-Effekt kann allerdings nicht wirklich überzeugen, irgendwie fehlt es dem Spiel an Tiefe, auch die Demo von Revelations wirkt unerwartet flach. Dabei bewies gerade The Legend of Zelda: Ocarina of Time 3D erst kürzlich, wie sehr der 3D-Effekt ein Spiel doch aufhübschen kann. Auch musikalisch ist die Monsterhatz ein zweischneidiges Schwert. Die schnelle, elektronische Musik passt zwar einerseits zum Deathmatch-Spielgefühl des Titels, vernichtet aber auf der anderen Seite auch den allerletzten Funken von Residen Evil-Atmosphäre. Das die nicht aufkommen kann, liegt übrigens auch daran, dass Capcom einfach auf jedwede Form von Handlung verzichtet hat. Es gibt kein Intro, keine Geschichte, wirklich überhaupt nichts, was über das reine Abknallen der Feinde hinausgeht. Doch immerhin das funktioniert erwartungsgemäß gut – unter anderem auch deshalb, weil die bekannte Steuerung vorbildlich auf den 3DS portiert wurde. Vier mögliche Kontrollvarianten decken ein breites Spektrum von Vorlieben ab und funktionieren allesamt komfortabel. Weniger komfortabel ist allerdings, dass den Entwicklern einige unnötige Designschnitzer unterlaufen sind. Etwa bei der Menüsteuerung. Nach einer absolvierten Mission, kann man nicht einfach automatisch mit der nächsten weitermachen, sondern muss erst manuell ins Missionsauswahlmenü, dort das Kapitel und die nächste Mission auswählen. Dann ins Hauptmenü zurück und „Mission beginnen“ anklicken. Andernfalls startet das Spiel den bereits absolvierten Level erneut. Wichtig zu erwähnen ist auch, dass der Titel direkt auf der Spielkarte speichert und sich nicht zurücksetzen lässt! Freigespielte Funktionen, Highscores etc. bleiben unlöschbar erhalten. Wichtig für alle, die gedenken, das Spiel weiterzuverkaufen.

Unerfreulich auch, wie schnell der Spaß schon wieder vorbei ist. Nach rund anderthalb Stunden war bereits gut die Hälfte der 30 Missionen absolviert, von denen jede zwischen zwei und vier Minuten dauert. Ok, später kommen noch Bosskämpfe und um die Statistik auch wirklich vollzukriegen muss man jeden Abschnitt mit jeder der acht Figuren durchlaufen. Doch gerade in Anbetracht des ungehemmten Recyclings hätte Capcom gerne etwas mehr Umfang liefern dürfen.
Dafür überzeugt an dieser Stelle der spaßige Koop-Modus, der es euch lokal oder per Internet erlaubt, im Duett eine Schneise in die Scheiß… äh, Gegnerhorde zu schneiden. Zusammen ballern macht (in erster Linie lokal) dann auch gleich viel mehr Spaß und motiviert auch bei bereits bekannten Abschnitten zu einem erneuten Durchlauf.

Fazit

Es gibt keine Zweifel, Resident Evil: The Mercenaries 3D ist als astreiner Starttitel konzipiert. Jenes Subgenre, von dem man noch keine großen spielerischen Errungenschaften erwartet, jedoch sehen will, was die neue Hardware so drauf hat. Grafisch leistet sich das Spiel keine Patzer, alles andere ist jedoch definitiv Geschmackssache. Wer die Mercenaries Missionen von Teil 4 und 5 bereits gerne gespielt hat, der darf auch einen Blick auf die 3DS-Karte riskieren. Wer mehr als schnörkelloses Ballern für Zwischendurch erwartet, wird jedoch definitiv enttäuscht. Zudem sitzt das Zeitlimit teils unangenehm im Nacken und erlaubt kein Erkunden der Umgebungen. The Mercenaries 3D ist somit eine hübsche Techdemo, in der Resident Evil-typisch auch mal die ein oder andere Rübe wegfliegt. Im Koop spaßig, für Solisten wird’s nach einmaligem Durchspielen schnell langweilig.

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