Im Test: Captain America: Super Soldier (Xbox 360)

Manche Dinge sind in der Welt der Videospiele quasi wie in Stein gemeißelt. Dazu gehört unter anderem die Tatsache, dass Lizenzspiele zu Filmen einfach nichts taugen. Nur selten gibt es rühmliche Ausnahmen wie seinerzeit Disney’s Aladdin oder Rares Klassiker Goldeneye. Dennoch flattern die Rezensionsexemplare immer wieder in unseren Briefkasten. So wie kürzlich im Falle von Captain America: Super Soldier, welches wir uns zum einen für die Wii, zum anderen in der HD-Fassung für die Xbox 360 zu Gemüte geführt haben. Aber lest an dieser Stelle den Test der HD-Version am besten selbst.

Sega bewies mit den letzten Umsetzungen zu Marvel-Verfilmungen nicht gerade ein glückliches Händchen. Weder Iron Man noch Thor konnten überzeugen und dürften wohl mehr oder weniger spurlos an einem Großteil aller Spieler vorbei gerauscht sein. Nun hat man mit Captain America: Super Soldier das dritte Eisen im Feuer, welches ebenfalls in dieselbe Kerbe schlägt. Die erste gute Entscheidung war dabei das Spiel von Next Level Games entwicklen zu lassen. Mit Mario Strikers Charged Football sowie Punch-Out!! entwickelte man schon zwei Top-Titel für Nintendo auf der Wii, mit Spiderman: Friend or Foe kann man zudem bereits Erfahrung im Umgang mit den Marvel-Superhelden vorweisen. Natürlich sind irgendwo Grenzen gesetzt, wenn man es mit einer Filmumsetzung zu tun hat. Dennoch ist Captain America: Super Soldier trotz einiger Mängel ein recht gutes Spiel geworden. Aber immer der Reihe nach: Man startet in der Haut des Superhelden mitten im Zweiten Weltkrieg an der Front, wo man amerikanischen Soldaten das Leben rettet und die feindlichen Nazi-, bzw. Hydra-Soldaten vermöbelt. Da Captain America ein Meister des Nahkampfs ist, ist auch das direkte Duell mit den Kontrahenten effektvoll inszeniert. Trefft ihr auf feindliche Einheiten, vermöbelt ihr diese mit einfachen Button-Kombinationen nach Strich und Faden. Ankommenden Projektilen oder Angriffen weicht ihr mit Flick-Flacks und Sprüngen elegant aus, überspringt eure Gegner wie Turngeräte und landet eure Faust zielsicher in deren Visagen. Wenn ihr euch eure Opponenten greift, dürft ihr ihnen zudem das Knie in den Magen rammen oder je nach Spielsituation auch gegen eine Wand rammen.

Schüsse eurer Feinde könnt ihr zudem mit eurem Schild blocken, der euch auch in anderen Bereichen ein treuer Gefährte ist. Mit dem Schild könnt ihr nicht nur weit entfernte Gegner ausknocken, sondern auch Stromkabel durchtrennen, Schalter auslösen und hoch explosive Fässer in die Luft jagen. Spektakulärere Aktionen benötigen einen Abschnitt eurer Super-Leiste, die euch zu verheerenden Schlägen ausholen lässt. Diese sind gegen besonders dicke Brocken und den ein oder anderen Zwischen- bzw. Endgegner meist sehr sinnvoll eingesetzt. Doch gerade in den Bossfights kommt es auch immer wieder zu kurzen Quick Time Events, wo im richtigen Moment der korrekte Knopf bearbeitet werden muss. Mitten im Button Mashing des normalen Angriffs kann das schon mal daneben gehen. Wer aber weiß, dass man nicht wie ein wilder Stier die Knöpfe drücken, sondern auch alles in Ruhe angehen kann, kommt hier effektiv weiter. Euer Leben als Superheld machen euch auch die erweiterten Angriffe leichter, die ihr nach und nach erlernen könnt. Wichtig sind hier wie in einem Rollenspiel die Erfahrungspunkte, die ihr nicht nur für das spektakuläre Ausschalten eurer Feinde, sondern auch für das Aufsammeln verschiedener Objekte einheimst. Zu diesen Sammelobjekten gehören neben Papieren, Mappen, Plänen und Karten auch allerlei anderer Krimskrams wie Filmrollen, Marmoreier, Pickelhauben und dergleichen mehr. An sich ist die Idee nett, da man so nicht nur ein paar Extras wie zusätzliche Kostüme, sondern auch Ingame-Filme, etc. freischalten kann. Allerdings findet man in jedem zweiten Raum meist gleich mehrere Dinge liegen, die es aufzusammeln gilt. Man ist also die Hälfte der Spielzeit mit dem Vernichten seiner Gegner beschäftigt, die andere Hälfte grast man die Locations ab und sammelt allen möglichen Schnickschnack ein.

Obwohl unser Captain ein Superheld ist, kann er übrigens nicht nach Lust und Laune springen. Das ist ihm nur an bestimmten Stellen möglich, wo er mittels A-Knopf sich nicht nur in die Luft erheben, sondern teils auch Leitern erklimmen oder sich an Vorsprünge hängen darf. Mitunter springt ihr so dann recht akrobatisch animiert von Vorsprung zu Vorsprung, hangelt euch an Pfosten entlang oder schwingt wie ein Weltklasseturner an den Stangen inklusive Salto zur perfekten Landung. Spielerisch verlangen euch solche Passagen nicht viel ab, denn ein Absturz durch ein falsches Timing ist unmöglich. Dennoch sind sie wirklich geschickt in Szene gesetzt und in der Regel toll anzuschauen. Die Level selbst sind übrigens alle wie in einer Art großen Karte miteinander vernetzt. Durch die später freigeschalteten Kanäle kann man so auch frühere Abschnitte noch einmal betreten, um dort eventuell entgangene Fundstücke noch aufsammeln zu können. Die Karte selbst ist dabei ein wenig umständlich zu gebrauchen, was den Spielfluss etwas hemmt und sicher geschickter hätte gelöst werden können.

Abgesehen davon spielt sich Captain America aber ziemlich solide, wobei der Fokus ganz klar auf den Actionpassagen liegt. Aufgelockert werden diese nicht nur durch die wilden Sammelorgien, sondern auch durch das Kurzschließen von Schaltern, das Betätigen von Schaltern und das entschlüsseln der Enigma-Rätsel. Das schafft zwar selbst ein Blinder mit Krückstock, etwas Abwechslung bringt es allerdings dennoch ins Geschehen und tut dem Titel gut. Die relativ linear aufgebauten Level bieten euch wenig Raum euch zu verlaufen. Immer wieder wird das Spielgeschehen auch von kurzen Cutscenes unterbrochen, welche die Geschichte vorantreiben. Diese ist zwar nicht unbedingt originell, aber halbwegs unterhaltsam inszeniert. Nach und nach schaltet ihr zudem noch spezielle Herausforderungen frei, in welcher ihr gegen die Zeit bestimmte Aufgaben erledigen müsst und dabei um Medaillen kämpft. Halbwegs erfahrene Spieler haben den Titel jedenfalls nach gut zehn Stunden Spielzeit durch, was für ein Lizenzspiel recht ordentlich ist.

Technisch gesehen hat man im Hause Next Level Games ebenfalls solide Arbeit geleistet. Natürlich kann der Titel mit den Größen des Genres nicht mithalten, nur muss man immer auch bedenken, unter welchem Zeitdruck die meisten Lizenzspiele entwickelt werden. Dafür sieht Captain America recht ordentlich aus. Der Plastik-Look unseres Protagonisten sowie seiner Feinde mag zwar nicht jedermanns Sache sein, für eine Comic-Umsetzung passt es allerdings. Den Levels selbst hätte manchmal etwas mehr Farben und Leben nicht geschadet, aber man hat versucht die Abwechslung groß zu halten, indem man das Geschehen auch immer wieder auf die Straßen, in Gefängnisse oder Bunker verlagert. Die Beinahe-Zeitlupe während der Kämpfe halte ich mal für gewollt, denn für echte Slowdowns ist zu wenig los auf dem Bildschirm. Zudem wirken die Animationen vor allen Dingen in den Duellen sehr geschmeidig und sauber animiert. Wäre die Engine schlecht programmiert und würde ruckeln, sähe das ganz anders aus. Die deutsche Synchronisation ist ebenfalls in Ordnung, die Soundeffekte klingen authentisch und die Musik meist martialisch, was gut zum gesamten Ambiente passt.

Fazit

Natürlich ist Captain America: Super Soldier immer noch ein Lizenzspiel und bricht nicht wirklich aus diesem Gefängnis aus. Und natürlich werden in erster Linie Fans des Superhelden mit dem Game zufrieden sein. Doch gerade im Vergleich mit anderen Genrevertretern sticht Captain America: Super Soldier doch zumindest ein klein wenig heraus und gefällt nicht zuletzt durch seine toll in Szene gesetzten Kämpfe. Wer als Marvel-Fan also gerade an Spielemangel leidet, darf durchaus einen Blick riskieren.

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1 Kommentar zu „Im Test: Captain America: Super Soldier (Xbox 360)“

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