Videospiel-Trends: Der Fortsetzungswahn

Egal ob bei Spielen, Filmen oder Büchern, Fortsetzungen sind heutzutage kaum noch wegzudenken. Während einige Geschichten sogar bewusst darauf ausgelegt sind in einer Trilogie oder einer ganzen Reihe erzählt zu werden, gibt es auch immer wieder Fortsetzungen, die rein aufgrund des Erfolges des Erstlings ihren Weg in den Handel finden. Gerade in den letzten Jahren hat die Zahl der Nachfolger von erfolgreichen Spielen einen großen Anteil an den Veröffentlichungen eingenommen.

Wer sich die Releaselisten der vergangenen und kommenden Wochen anschaut bemerkt vermutlich recht schnell, dass sich auf diesen nur wenige neue Marken finden lassen. Fast jedes größere Spiel trägt eine Zahl im Namen oder gehört einer bekannten Reihe an. Sei es nun Batman: Arkham City, Battlefield 3, Uncharted 3: Drake’s Deception oder The Legend of Zelda: Skyward Sword. Spiele wie Call of Duty: Modern Warfare 3 sind sogar in zweierlei Hinsicht Fortsetzungen. Doch woran liegt dieses hohe Maß an Nachfolgern?

An sich ist an der Weiterführung einer bekannten Reihe nichts auszusetzen und viele Spieler freuen sich über die neusten Teile ihrer liebsten Spielen. Sei es nun wegen dem gewohnten Spielprinzip, wegen den lieb gewonnenen Charakteren, der heiß erwarteten Weiterführung einer spannenden Geschichte oder einfach nur das erneute Abtauchen in eine bereits bekannte Welt. Es gibt viele Gründe, weshalb Spieler oft und gerne zu einer Fortsetzung greifen. Und solange diese die gewünschte und erhoffte Qualität erreicht und die Reihe sinnvoll fortführt, gibt es auch nur selten einen Grund für Beschwerden. Allerdings leidet darunter ein wenig die Vielfalt des Spielemarktes.

Neue Franchises tauchen immer seltener auf den Releaselisten der Hersteller auf. Ein Blick auf den diesjährigen November offenbart schnell, dass Fortsetzungen das Weihnachtsgeschäft klar dominieren. Aber auch in den vergangenen Monaten und den letzten Jahren war diese Tendenz stark zu sehen. Wagt sich ein Hersteller dann doch einmal an ein völlig neues Spiel, ist diesem oft nicht der erwünschte finanzielle Erfolg vergönnt. Und das trotz einer hohen oder zumindest guten Qualität. Dies führt schließlich dazu, dass sich der Versuch einer neuen Marke nur bedingt lohnt. Hier greift der mittlerweile stark gewachsene Spielemarkt und offenbart, dass die Branche sich nicht von anderen unterscheidet: Nur was Gewinn verspricht hat Zukunft. Wieso sollten die Hersteller einem neuen Projekt ein hohes Budget gewähren, wenn nicht genau vorherzusagen ist, wie die Spieler auf dieses reagieren? Besonders dann, wenn mit einem weit geringeren finanziellen Aufwand eine bereits starke Marke fortgesetzt werden kann, die zudem erneut Millionen in die Kassen spült.

Dieser finanzielle Faktor ist einer der wichtigsten und wohl größten Gründe für die hohe Masse an Fortsetzungen, der auch zu jährlichen Veröffentlichungen einiger Reihen geführt hat. Durch dieses vorgehen können die Hersteller sicher sein zumindest einen Hit im wichtigen Weihnachtsgeschäft zu haben. Gleichzeitig bleiben die Kosten bei Fortsetzungen meist überschauberer. Zumindest in der Grundentwicklung fallen einige Faktoren weg. Eine neue Grafik-Engine ist nicht immer erforderlich und zumindest die grundlegenden Konzepte von Spielablauf, Geschichte und meist auch Charakteren stehen bereits. Die dadurch gesparten Kosten, aber auch die kürzere Entwicklungszeit macht Fortsetzungen für Hersteller noch interessanter. Außerdem reagieren die Unternehmen auf die Wünsche der Spieler. Immerhin wollen viele nichts neues oder brauchen zumindest nichts, solange ihre Lieblingsreihe(en) weiterhin regelmäßig eine Fortsetzung spendiert bekommen. Es ist also ganz klar das Kaufverhalten der Spieler, dass vielen neuen Marken den Erfolg versagt wodurch das Maß an Fortsetzungen weiter steigt.

Wer hat also letztlich die Schuld daran, dass fast nur Fortsetzungen erscheinen und kaum neue Marken etabliert werden? Vollkommen genau lässt sich das nicht sagen. Die Hersteller reagieren zwar nur auf das Kaufverhalten der Spieler, dieser wiederum kaufen aber oft auch nur das was ihnen vorgesetzt wird und stark beworben wird. Ein großer Teil der Spielerschaft dürfte von (zumindest teilweise) gefloppten Spielen wie Mirror’s Edge, Enslaved: Odyssey to the West, Brütal Legend oder El Shaddai: Acension of the Metatron noch nichts gehört haben oder sich zumindest nichts richtiges darunter vorstellen können. Dazu kommt, dass viele dieser neuen Marken im sowieso schon überfüllten dritten Quartal erschienen sind und dadurch den direkten Kampf gegen die etablierten Spiele antreten mussten. Und letztlich greifen viele Spieler am Ende dann doch eher zu einer Fortsetzungen, statt zu einem neuen Spiel, weil sie so besser wissen, was sie für ihr Geld haben. Aber auch die Spielepresse sei an dieser Stelle nicht vergessen. Immerhin kommt ihr eine große Aufgabe zu, wenn es darum geht, die Spieler auf die kommenden Spiele aufmerksam zu machen. Zwar haben Zeitschriften und Online-Magazine kaum eine Möglichkeit den Spielern einen völlig neuen Titel näher zu bringen – von der Wertung einmal abgesehen – aber unerwähnt bleiben soll dieser Aspekt trotzdem nicht.

Natürlich sind nicht alle neuen Marken gefloppt, die in dieser Konsolen-Generation erschienen sind. Viele haben es geschafft die Spieler anzusprechen und zu den heutigen Verkaufserfolgen und starken Marken zu zählen. Und ich bin mir sicher, dass wir spätestens in der neuen Konsolen-Generation auch wieder ein paar neue Marken zu Gesicht bekommen. Gerade zum Launch oder kurz danach wäre dies denkbar, während die großen Reihen vorbereitet werden, um sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Ob das Maß an neuen Spielen jedoch wieder steigt oder eher weiter sinkt, lässt sich nur schwer sagen. Die Tendenz scheint aber eher Richtung Fortsetzungen, Neuauflagen und Lizenztiteln zu gehen.

Zum Schluss möchte ich noch ein persönliches Fazit zu den vielen Spieles-Fortsetzungen ziehen: Ich bin ein Fan von Fortsetzungen und Reihen. Dabei ist es egal ob es nun Spiele, Filme, Bücher, Serien oder Comics sind. Gerne erfahre ich wie es den bekannten Charakteren nach dem ersten Abenteuer weiter ergeht oder lasse mich von einer spannenden Geschichte über mehrere Teile unterhalten. Gerade große Reihen, die sich über etliche Bücher, Comics, Spiele, Filme und dergleichen ziehen, stehen bei mir hoch im Programm. Als besonderes Beispiel sei hier Star Wars genannt. Doch trotz meiner klaren Affinität zu Fortsetzungen oder langen Reihen, bin ich auch ein Freund von neuen, innovativen und vielleicht auch ungewöhnlichen Marken. Gerne erlebe ich etwas neues oder lasse mich von einem bisher ungekannten Spielprinzip begeistern. Und auch nicht immer ist zwingend ein Nachfolger vonnöten. Manchmal ist es gut eine Geschichte nach nur einem Teil zu beenden. Dadurch kann die Wirkung und die Magie des Erlebten sich noch besser entfalten. Persönlich wünsche ich mir von Entwicklern und Herstellern mehr Mut zu neuen Marken, auch außerhalb des Download-Marktes. Dass große Reihen in Zukunft aber auch weiterhin den Markt dominieren werden, ist für mich aber sicher.

Nun seid ihr gefragt: Was haltet ihr von Fortsetzungen zu Spielen? Wie seht ihr Reihen mit jährlichen Nachfolgern? Wünscht ihr euch neue Marken? Gibt es gar einen Titel, dem der verdiente Erfolg versagt geblieben ist? Teilt uns eure Meinung in den Kommentaren mit.

1 Kommentar zu „Videospiel-Trends: Der Fortsetzungswahn“

  1. Interessantes Thema. Ich persönlich bin eigentlich auch ein Freund von Fortsetzungen. Ich hab’ gerne alle drei Teile vom Herrn der Ringe gesehen, und auch die Fortsetzung von Follett’s Säulen der Erde hab’ ich verschlungen.
    Nichtsdestotrotz gibt es für mich auch Grenzen. Spiele, die jährlich erscheinen (Tiger Woods, FIFA, PES, etc.) kaufe ich mir in der Regel nicht. Das schließt aber natürlich nicht Fortsetzungen generell aus. Ich hab’ mir natürlich auch Super Mario Galaxy 2 zugelegt, nachdem mich der erste Teil dermaßen begeistert hat. Aber ich musste feststellen, dass es leider doch das befürchtete SMG 1.5 war – mehr vom ersten Teil halt. Freilich, man kann einer Firma nicht vorwerfen, einen Goldesel weiterhin zu füttern. Aber das sollte einen nicht davon abhalten, innovativ zu bleiben.
    Ich persönlich war beispielsweise von Capcoms Zack & Wiki recht angetan. Der Titel schreit nur so nach einer Fortsetzung. Bedauerlicherweise werden die schwachen Verkaufszahlen des Spiels aber einen Nachfolger zu verhindern wissen.
    Alles in allem bin ich also gespalten, was Fortsetzungen betrifft. Gerne möchte natürlich auch ich mehr von dem haben, was mir zusagt. Aber irgendwie auch nicht mehr vom ewig Gleichen. Vielleicht mag ich deswegen die Maniac Mansion Reihe so gerne. Teil 2 – Day Of The Tentacle- ist einfach völlig anders als Teil 1. Und dennoch sind beide genial.

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