Vita, quo vadis?

Wenn in Japan ein neues Stück Hardware das Licht der Welt erblickt, gibt es ein gewohntes Bild: Die Japaner stellen sich in einer Schlagen an, um genau jenes Produkt möglichst zum Release erwerben zu können. So geschah es auch beim Release der Playstation Vita am 17. Dezember 2011. Doch wie hat sich Sonys Handheld seitdem geschlagen?

In den Lagern der einzelnen Fraktionen wurde bereits seit Monaten gestritten, warum die Playstation Vita technisch besser aufgestellt wäre als der 3DS und warum Nintendo auf der anderen Seite mit dem bereits angekündigten Softwaresupport die Käufer überzeugen kann. Wer gar nichts mit Handhelds am Hut hatte, machte sich einfach für den immer größer werdenden Markt der Smartphones stark und beschwor den generellen Untergang der Handhelds in ihrer jetzigen Form herauf. Vor dem Launch der Vita in Japan konnte man da natürlich nur spekulieren, wie die tatsächlichen Verkaufszahlen aussehen würden. Doch welche dieser Fraktionen hatte nun Recht behalten?

Zum Launch standen die Japaner Schlange, um sich die PS Vita zu holen (Quelle)

Jeder irgendwie ein wenig und doch keiner so wirklich – so müsste die Antwort lauten, wenn man sich die tatsächlichen Verkaufszahlen der Hardware einmal genauer betrachtet. Sony tat dabei gut daran, dass man keine genaue Auslieferungsmenge bekannt gab. So kursierten verschiedene Gerüchte und man ging mal von 500.000 Exemplaren aus, dann sollen die Vorbestellungen so zahlreich gewesen sein, dass man angeblich 700.000 Geräte in den Handel geliefert hatte. Sollten diese Zahlen stimmen, braucht sich Sony jedenfalls lange keine Zeit Gedanken um eine Nachlieferung machen. Denn in der ersten Woche brachte man laut Media Create insgesamt 324.859 Geräte an den Mann. Das ist keine schlechte Zahl und liegt deutlich über den Zahlen, die man mit der PSP damals erreichen konnte (166.074). Doch damit liegt man immer nur ein Stück unter dem 3DS, der mit einem Release Ende Februar 2011 zudem kein Weihnachtsgeschäft im Rücken hatte und somit beeindruckende 371.326 Einheiten absetzen konnte. Auch in der Launchwoche der Vita blieb der 3DS mit 367.691 Exemplaren übrigens an der Spitze der Verkaufscharts. Dennoch konnte man mit den Zahlen der ersten Woche durchaus zufrieden sein.

Doch wie entwickelten sich die Zahlen in den folgenden Wochen? Während Nintendos Konkurrenzprodukt in der Woche vor Weihnachten noch einmal zulegen konnte (482.200 Stück), sanken die Verkäufe der Playstation Vita drastisch ein auf 72.479 Einheiten. Dass es in den folgenden Wochen nach unten gehen würde, war nach dem Weihnachtsgeschäft ohnehin klar. Doch während der 3DS dennoch beeindruckende Verkaufszahlen abliefern konnte (197.952, 240.819, 100.668), sackte die Vita noch deutlicher ab (42.648, 42.915, 18.361). In der letzten Woche stand der 3DS noch bei 80.960 Einheiten, während die Vita mit 15.219 verkauften Geräten deutlich unterlegen ist. Sechs Wochen nach dem Launch kommt man in Japan auf eine verkaufte Basis von 516.481 Geräten. Mit Everybody’s Golf hat man nun aktuell den ersten Titel zu verkünden, der mehr als 100.000 Kopien absetzen konnte. Ein Vergleich dazu gefällig? Professor Layton and the Mask of Miracle auf dem 3DS verkaufte sich bereits in der Launchwoche 119.591 Mal.

Doch woran liegen diese Probleme, die Sony momentan mit ihrem Handheld in Japan miterleben muss? Offiziell hat man zwar angeblich mit solchen Verkaufszahlen gerechnet. Wirklich zufrieden kann man aber sicherlich nicht sein. Und dabei steckt Sony tief in einer Krise. Der hohe Preis der Vita sowie die teils notwendigen, aber teuren Speicherkarten lassen den Anschaffungspreis in die Höhe schnellen. Bereits am Beispiel des 3DS hat man gut gesehen, dass man mit einem zu hohen Preis keine guten Verkaufszahlen erreichen kann. Nintendo hat hier gezwungenermaßen reagiert und den Preis kurz nach dem Release drastisch gesenkt. Doch was kann Sony tun? Angeblich subventioniert man die Vita bereits, so dass eine derart drastische Preissenkung kaum möglich sein wird, ohne herbe Verluste zu riskieren. Auf der anderen Seite muss man handeln, um das Vertrauen der Dritthersteller nicht zu verlieren. Bereits die Ankündigung von Capcoms Monster Hunter 4 für den 3DS und der Release des Wii-Ports Monster Hunter Tri G war sicherlich ein schwerer Schlag für Sony, war Capcoms Serie doch bisher auf der PSP ein Garant für hohe Verkaufszahlen und sicherlich ein wichtiger Pfeiler für den Erfolg der PSP in Japan. Trotz einiger guter Titel, war wohl auch das Line Up zum Launch ziemlich westlich ausgerichtet. Everybody’s Golf war der einzige wirkliche Nippon-Titel, denn Uncharted spielt dort nur eine untergeordnete Rolle.

Doch kann man sich darauf verlassen, dass die Vita im Westen schon noch den notwendigen Erfolg haben wird? Man darf daran zweifeln. Immerhin ist der Preis der Vita hier ebenfalls hoch angesiedelt, auch wenn einige Händler bereits erste attraktive Bundles schnüren. Doch nicht zuletzt die schnelle Preissenkung des 3DS hat die Verbraucher vorsichtig werden lassen. Viele Spieler wollen aus verständlichen Gründen erst einmal abwarten, wie sich die Vita im Westen schlägt, bevor sie sich für den Kauf entscheiden. Immerhin gehen wohl viele davon aus, dass nach den schlechten Zahlen aus Japan der Preis von Sonys Handheld bald fallen wird. Würde Sony dies machen, könnten sie es sich allerdings wieder mit den Early Adopters verscherzen, die bereits bei Nintendos 3DS trotz Botschafterprogramm mit 20 kostenlosen Spieleklassikern teils unzufrieden waren. Wartet man dagegen zu lange und unternimmt nichts, werden die Verkaufszahlen sicherlich nicht besser werden. Dies hat zur Folge, dass das Vertrauen der Spieleentwickler in die Hardware nicht gerade wächst, woraufhin weniger Spiele angekündigt werden und sich weniger Zocker für eine PS Vita entscheiden werden. Ein Teufelskreis. Dabei ist das Stück Hardware an sich wirklich gelungen und hätte durchaus Potenzial. Nur dürfte wohl auch ein Problem sein, wie Sony das Gerät am Markt positioniert hat. Denn momentan spricht es aufgrund seines Preises und der wenigen Titel wohl nur die beinharten Fans und Hardware-Freaks an. Dabei wäre gerade der Massenmarkt wichtig, um auch finanziell erfolgreich zu sein. Diesen scheint aber Nintendo mit ihren aktuellen Titeln wie Super Mario 3D Land sowie Mario Kart 7 bereits wieder für sich gewonnen zu haben. Gleichwertige Titel mit einem derart hohen Beliebtheitsgrad im Massenmarkt hat Sony nicht in Aussicht.

Quo vadis, Vita? Und wie seht ihr die Lage? Was haltet ihr für die beste Strategie, wie Sony nun vorgehen soll? Und wollt ihr euch die Vita holen oder wartet ihr erst einmal mit dem Kauf ab? Verratet es uns!

4 Kommentare zu „Vita, quo vadis?“

  1. Sie hätten sie lieber “morte” nennen sollen :v:
    Tja, der Preis ist natürlich schon ein Problem, aber das Hauptproblem sind immer noch die Spiele, die einzige große IP der PSP in Japan, Monste Hunter, ist mindestens multi, wenn die Serie nicht ganz zum 3DS wechseln sollte. Dazu hat Nintendo einfach, besonders im Hardwarebereich, die besseren IPs zu bieten.
    Ich habe keinen Zweifel dass der 3DS das Duell gewinnen wird, allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass die absoluten Verkaufszahlen des 3DS extrem weit hinter denen des DS zurückbleiben, die Casuals sind halt wirklich fast allesamt zu den Smartphones abgewandert

  2. Gratulation Markus. Ein wirklich sehr gut geschriebener und informativer Artikel!

    Persönlich hätte ich nicht gedacht, dass sich die PSV so schleppend verkaufen würde. Aber jetzt ist es so. Wie gehts weiter?

    Da sehe ich mehrere Möglichkeiten:

    1. Sony bietet interessante Bundles an, z.B. mit einer dieser teuren Speicherkarten und/oder einem Spiel.

    2. Sony bringt Entwickler (evtl. mit etwas Geld) dazu Exklusivtitel zu entwickeln und anzukündigen. Z.B. ein Monster Hunter, Final Fantasy oder was sich sonst in Japan gut verkaufen lässt.

    3. Sony beißt in den sehr sauren Apfel und drückt den Verkaufspreis.

    4. Sony lässt das ganze so weiterlaufen, in der Hoffnung, dass der weltweite Release besser läuft und sich so die Gesamtlage entspannt.

    5. Die drastische Methode: Sony stampft die ganze Handheld Geschichte schnellstmöglich ein um weitere, langfristige Verluste abzuwenden.

    Mehr Möglichkeiten gibt es aus meiner Sicht nicht.

    Variante 1 ist ein vergeleichsweise günstiger Schritt und kann kurzfristig die Verkäufe verbessern. Die Speicherkarten sind für Sony garantiert nicht so teuer in der Herstellung. Allerdings war ihr Plan sicherlich damit die Verluste durch die subventionierten PSV Verkäufe auszugleichen.

    Variante 2 kostet richtig Geld und bringt kurzfristig nicht nicht viel, eher auf lange Sicht.

    Variante 3 kostet auch richtig Geld, würde aber, wie beim 3DS, auch definitiv die Verkaufszahlen verbessern.

    Variante 4 ist aus meiner Sicht die wahrscheinlichste. Sollte der US und Eurpa Release auch nicht so erfolgreich sein, wird Sony andere Möglichkeiten in betracht ziehen.

    Variante 5 wäre die Kapitulation vor Nintendo und damit kurz- und mittelfristig sehr unwahrscheinlich.

    Ich sehe es so, dass es sehr ähnlich ist wie beim 3DS. Erst gute Spiele, am besten in Verbindung mit einem guten Preis lassen ein Spielegerät interessant erscheinen. Die Konkurrenz durch die Smartphones verstärkt das ganze noch.

  3. Ich sehe Variante 4 auch als die logischste an. Erstmal abwarten, was der Rest der Welt sagt. Würde Nintendo z.B. immer noch so sehr auf Japan fixiert sein, wie vor langer, langer Weile, dann hätten wir hier vielleicht gaar kein Zelda mehr!

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