Im Test: Tales of the Abyss (3DS)

Bereits vor gut sechs Jahren erschien mit Tales of the Abyss ein Ableger der bis dato vor allem in Japan beliebten Serie auf der Playstation 2, der von Kritikern und Fans gleichermaßen begeistert aufgenommen wurde. Allerdings gilt das nur für Japan und die USA, denn in unseren Breitengraden ist der Titel niemals erschienen. Dies ändert Namco Bandai nun mit der Neuauflage des Spiels auf dem Nintendo 3DS. Wir verraten euch in unserem ausführlichen Test, ob sich der Kauf auch sechs Jahre nach dem ursprünglichen Release heute noch lohnt.

Im Königreich Kimlasca schlüpfen wir in die Rolle des verzogenen Burschen mit dem Namen Luke von Fabre. Er stammt aus reichem Hause, nachdem er allerdings in seiner Kindheit entführt wurde, darf er dieses nicht mehr verlassen und lebt dort wie in einem goldenem Käfig. Da er sich an die frühere Entführung nicht mehr erinnern kann und er auch sonst in seinem Leben nicht viel Abwechslung hat, sind die seltenen Trainingsstunden mit seinem Lehrmeister immer ein echtes Highlight. Während einer dieser Trainingsstunden kommt es allerdings zu einem unerwarteten Zwischenfall. Sein Lehrmeister wird von einer Unbekannten angegriffen, die in das Anwesen der Familie von Fabre eingedrungen ist. Nach einem mysteriösen Lichtblitz findet sich Luke zusammen mit eben jener Unbekannte auf einer einsamen Lichtung mitten im Wald wieder. Aus der Not muss er nun eine Tugend machen und mit ihr zusammen einen Weg zurück in seine Heimat finden. Dabei gerät er recht schnell mitten in einen Konflikt der verschiedenen Interessensgruppen im Land und er muss feststellen, dass nicht alles im Reich so ist, wie er es immer vermutet, bzw. erzählt bekommen hat.

Die Geschichte in Tales of the Abyss kommt bereits nach kurzer Zeit in die Gänge und fesselt den Spieler mit der ein oder anderen Enthüllung, die man so nicht wirklich beziehungsweise nur bedingt vermutet hätte. Dennoch gibt es auch immer wieder Momente, in denen man sich etwas von der Story löst und einfach nur frei die Welt erkunden möchte. Das liegt am Gameplay des Titels, welches dem Spieler viele Freiheiten lässt. Natürlich liegt Tales of the Abyss dabei das Konzept eines traditionellen JRPGs zugrunde. Dennoch kann man sich auch mit den Nebenquests und anderen Aufgaben Stunden lang beschäftigen, ohne in der Geschichte selbst auch nur einen einzigen Schritt weiter zukommen. Doch das ist nicht unbedingt schlecht, sondern verleiht dem Titel Tiefgang und Leben und ist daher positiv zu werten. Es macht einfach Spaß, wenn man die Umgebung erkundet, sich mit Passanten unterhält, versteckte Areale sucht und dergleichen mehr. Tales of the Abyss bietet dem Spieler dabei so viel, dass man selbst nach 50 Stunden Spielzeit noch lange nicht alles gesehen hat. Alleine um beispielsweise alle verfügbaren Rezepte zu erlernen und zu kochen geht eine ganze Weile ins Land. Und doch sind dies alles Zusatzaufgaben, die man zwar erledigen kann, aber nicht muss. Wer sich mit solchen Kleinigkeiten nicht aufhalten möchte, kann sich auch auf die Geschichte konzentrieren und relativ schnell vorankommen.

Das Gameplay selbst ist als gut funktionierende Mixtur aus verschiedenen Elementen anzusehen. Teils bewegt man sich über eine Landkarte, wo einem hin und wieder Monster auflauern, die den Spieler bei einer Berührung in einen Kampf verwickeln. Teils ist man aber auch in detaillierter gestalteten Arealen unterwegs, wo es ebenfalls auf Monsterjagd geht. Kommt man in Kontakt mit einem Monster, wird in den Kampfbildschirm umgeschaltet. Hier finden die Konflikte mit den Widersachern in Echtzeit statt. Man steuert dabei den Protagonisten Luke direkt und geht in den offenen Kontakt mit den Feinden. Neben den Angriffen mit euren Waffen könnt ihr euch auf die „Artes“ genannten Attacken verlassen. Diese Spezialkräfte werden per Tastenkombination oder per Shortcut auf dem Touchscreen ausgelöst. Sie richten dabei weitaus mehr Schaden als direkte Angriffe an und sind vor allem in den späteren Inkarnationen teils eine richtige Augenweide. Bis zu drei Gefährten stehen euch übrigens in den Gefechten zur Seite. Deren Verhalten im Kampf könnt ihr entweder von vornherein festlegen, alternativ aber auch im Kampf selbst noch verändern und somit den Anforderungen an verschiedene Gegner anpassen. Da es im Verlauf der Geschichte immer wieder mal vorkommen kann, dass man bei einem Boss an seine Grenzen stößt, gilt es hier und da ein wenig zu leveln. Auch in dieser Beziehung zeigt sich Tales of the Abyss von seiner traditionellen Seite. Das freut vor allen Fans des klassischen japanischen Rollenspiels. Wer mit dieser Unterkategorie des Genres nicht viel anfangen kann, wird selbstverständlich auch in der Neuauflage von Tales of the Abyss für den 3DS nicht gerade die Offenbarung sehen.

Rein technisch merkt man dem Spiel dabei sein Alter in gewisser Weise an. Dennoch macht der Titel eine recht solide Figur. Die Kulissen wurden relativ abwechslungsreich gestaltet und mit einigen netten Details versehen. Die Außenareale sind weitläufig und bringen den Spieler in die unterschiedlichsten Terrains. Die Charaktere im typischen Japan-Style sind hier und da zwar etwas mit Klischees beladen, aber dennoch meist sehr sympathisch. Dies gilt sogar für den anfangs sehr versnobt wirkenden Protagonisten Luke, der aufgrund seiner Vergangenheit eben doch nachvollziehbar handelt. Zwar könnten die Effekte teils noch etwas intensiver ausfallen, gemessen am Alter der ursprünglichen Version ist der Titel technisch gesehen aber dennoch in Ordnung. Allerdings ist offensichtlich, dass Tales of the Abyss ursprünglich nicht für den 3D-Effekt konzipiert wurde. Vor allem zu Beginn wundert man sich immer wieder mal, ob der Effekt überhaupt am Gerät eingeschaltet ist. Kaum wahrnehmbar ist hier die dritte Dimension. Erst mit dem Erreichen der Weltkarte und der freien Bewegung in der Spielwelt kann der 3D-Effekt hin und wieder punkten und dem Titel eine gewisse Tiefe verleihen. Dennoch wäre hier sicherlich mehr drin gewesen.

Kritik muss man sich auch in Sachen Sound gefallen lassen. Der Soundtrack an sich ist gelungen und überzeugt mit abwechslungsreichen Melodien, die das Spielgeschehen passend untermalen. Doch bei der Sprachausgabe hat man nur mit halber Kraft gearbeitet. Denn nur die wichtigsten Sequenzen in der Geschichte wurde auch mit einer Sprachausgabe versehen. Immer wieder reden eure Helden erst noch miteinander, nur um in der folgenden Szene in stummen – ebenfalls auf Englisch gehaltenen – Textblöcken zu kommunizieren. Die Sprachausgabe selbst ist dabei komplett auf Englisch gehalten. Da die Dialoge und die Story teils ein wenig komplexer werden, sollte man zumindest gute Englischkenntnisse besitzen, um den Feinheiten der Geschichte folgen zu können. Jüngere Spieler werden spätestens hier teils ihre Probleme bekommen. Die Sprecher geben sich dabei viel Mühe und hauchen ihren Charakteren wirklich Leben ein. Das verdient eigentlich ein Lob. Ohne deutsche Sprachausgabe muss jedoch ein Teil der Zielgruppe hier auf einen Teil der Spielerfahrung verzichten, was einfach schade ist.

Fazit

Alles in allem ist Tales of the Abyss auch in seiner Reinkarnation auf dem 3DS ein gelungenen JRPG, welches sich Fans des Genres nicht entgehen lassen sollten. Die umfangreiche Story, das actionreiche Gameplay sowie der riesige Umfang sprechen hier eine eindeutige Sprache. Wer sich nicht daran stört, dass man technisch den 3DS nicht ausreizt und wer mit der englischen Sprachausgabe leben kann, kommt im bisher einzigen klassischen Rollenspiel für Nintendos aktuellen Handheld jedenfalls voll auf seine Kosten. Und wer den Titel auf der Playstation 2 damals verpasst hat, bekommt nun endlich die Chance einen der besten Teile der Tales-Serie endlich nachzuholen.

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4 Kommentare zu „Im Test: Tales of the Abyss (3DS)“

  1. Man fragt sich wirklich, ob Namco Bandai einfach nur Geldgeier sind, oder die einfach kurz vorm Abgrund stehen. Einfach die Englische Version genommen, fertig. Und bei One Piece “Unlimited” Cruise SP fehlt die Hälfte des Spiels, weil man ja in fünf Sprachen übersetzen muss. Nur zu doof, dass beide Episoden bereits für die Wii erschienen sind. Das heißt, man könnte im Grunde genommen einen Großteil “einfach rüberziehen.” Aber der ach so gigantische Textwall dieser beiden Spiele hat natürlich nicht auf das 2GB Modul gepasst.

    Mal im Ernst: wie viel Platz kann TEXT verbrauchen?
    Allerhöchster Wahrscheinlichkeit nach kann man das jetzt nicht vergleichen, aber ich habe mal ein Word-Dokument angefertigt, welches aus 10.000 Seiten voller “i”s bestand. Das war 1,13MB groß.

  2. Platz braucht der Text sicherlich nicht viel. Aber ich denke es macht jede Menge Arbeit, zumal man in Europa dann ja nicht nur eine deutsche, sondern sicherlich auch eine französische Version bräuchte, vielleicht sogar noch eine spanische und italienische Version. Davor ist man denke ich zurückgeschreckt.

  3. Dennoch ist es auffällig, dass die wohl erfolgreichsten Tales of-Spiele in Europa genau jene waren, die eine Übersetzung spendiert bekommen haben.
    Es ist natürlich eine Kostenfrage, immerhin kosten Übersetzungen Geld und dieser finanzielle Aufwand muss erst einmal mit den zu erwartetenden Einnahmen durch das Spiel gleichgesetzt werden. Trotzdem wäre es schön, wenn Namco Bandai (und auch andere Hersteller) sich bei solchen Spielen ein wenig mehr bemühen würden. Oft floppen Spiele hier eben auch wegen einer fehlenden Übersetzung, was einfach schade ist. Gerade bei der Tales of-Reihe.

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