Im Test: Asura’s Wrath (Xbox 360)


Umsetzungen bekannter Animes sind im Bereich der Videospiele an der Tagesordnung. Von daher dürfte man zuerst nicht sonderlich interessiert aufhorchen, wenn seitens Capcom ein neues Anime-Actiongame im Anmarsch ist. Im Falle von Asura’s Wrath sollte man die Ohren aber doch spitzen. Wir sind nämlich für euch als Gottheit unterwegs gewesen und verraten euch, welch abgefahrene Geschichte wir erlebt haben.

Die japanischen Entwickler aus dem Hause CyberConnect2 zeichnete sich bisher in der Regel für die regelmäßigen Updates der Naruto-Reihe auf den Konsolen aus. Von Capcom wurde das Studio nun aber damit beauftragt, mit Asura’s Wrath ein etwas anderes Actionspiel zu entwickeln. Ob das Unterfangen gelungen ist? Werfen wir doch zuerst einen Blick auf die Story. Diese beginnt mit einem dramatischen Verrat, der die Ausgangssituation zu Spielbeginn schafft. Ihr seid als Asura unterwegs, einer von achte Generälen, die das Universum vor der Bedrohung durch die finsteren Gohma beschützen. Bereits ein epischer Einstieg mit einer Mischung aus Intro und Tutorial zeigt euch, dass es in Asura’s Wrath recht episch, voller Action und Bombast zur Sache geht, wenn ihr durch das Weltall fliegt und wie im Klassiker Panzer Dragoon auf alles ballert, was sich euch in den Weg stellt. Nachdem ihr im Kampf – natürlich – erfolgreich seid, findet ihr allerdings den Herrscher im Himmelreich ermordet in seinem Thronsaal auf. Wie es der Zufall so will, wird natürlich euch das Attentat angelastet und ihr werdet auf die Erde verbannt. Als wäre das noch nicht genug, krallen sich die sieben verbliebenen Generäle auch noch eure Tochter und lassen diese als Priesterin für sich dienen. 12.000 Jahre später. Asura erwacht auf der Erde und schwört Rache. Nun beginnt die Action erst richtig.

CyberConnect2 hat im Falle von Asura’s Wrath eindeutig geklotzt und nicht gekleckert. Ihr werdet von der ersten Sekunde an in ein Action-Feuerwerk geworfen, wie ihr es nur selten erlebt habt. Das Setting ist dabei verrückter, als man es sich in den meisten Animes hätte vorstellen können. Die Gottheiten im Spiel entsprechen nämlich nicht dem allgemeinen Standard, wie ihr euch eine Gottheit wahrscheinlich vorstellt. Stattdessen ballern sie im Weltraum mit Raumschiffen und Laserstrahlen durch die Gegend, während euer Gegner auch mal überdimensional große Gorillas sein können. Rein vom Gameplay her haben sich die Entwickler dabei in verschiedenen Genres bedient und die besten Elemente zu einem unterhaltsamen Cocktail gemischt, wenn, ja wenn man sich damit anfreunden kann, dass die Story absolut im Vordergrund steht. In gut 15 bis 30 Minuten langen Episoden wird die Geschichte von Asura und seinem Rachefeldzug weiter erzählt, wobei ihr stets nur einen Teil dieser Zeit wirklich mit Spielen verbringt. Den anderen Teil betrachtet ihr die zugegeben recht beeindruckend gehaltenen Videosequenzen, die teils an Abgefahrenheit kaum zu übertreffen sind. Wer nichts mit Animes anfangen kann und sich nicht auf die Story einlässt, wird Asura’s Wrath spätestens nach 30 Minuten sicherlich als kranken Schrott einstufen, der einem ebenso kranken Hirn entsprungen sein muss.

Alle anderen dürfen sich aber auf eine durchaus unterhaltsame Reise durch ein abwechslungsreiches und in der Tat episches Abenteuer freuen. Am klassischsten spielt sich Asura’s Wrath dabei noch, wenn ihr zu Fuß unterwegs seid und eure Widersacher vermöbelt. Leichte und schwere Angriffe kennen wir genauso wie eine aufladbare Power-Anzeige, die euch für Super-Moves dient, bereits aus anderen Action-Titeln. Hinzu kommen Quick Time Events, Shooter-Passagen im Weltall und eine Art Speedbike-Rennen. Teils wirken diese Elemente zwar ein wenig gezwungen, passen aber nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Story dann aber doch wieder ins Konzept des Spiels. Der Hauptaugenmerk in Sachen Gameplay hat CyberConnect2 allerdings auf den direkten Kampf gelegt, in dem es zahlreiche Special Moves und Konter gibt, mit denen ihr eure Feinde endgültig zerlegt. Das wurde zwar spielerisch nicht sonderlich anspruchsvoll umgesetzt, macht aber zumindest optischen einen der Reize von Asura’s Wrath aus. Nach jeder bestandenen Episode erhaltet ihr übrigens eine Bewertung. Diese stellt zusammen mit einer freischaltbaren weiteren Episode sowie Extras in Form von Artworks die einzige Motivation im Spiel dar, warum man den Titel nach der Gesamtspielzeit von gut sieben Stunden noch einmal ins Laufwerk packen sollte. Denn so fesselnd das Spiel im ersten Durchgang auch sein mag, hat man alles einmal gesehen, gibt es kaum einen Grund, warum man sich noch einmal durch die Mischung aus Cutscenes, Quick Time Events und gelegentlichen Spielszenen kämpfen sollte. Das ist schade, denn hier wurde wirklich viel Potenzial verschenkt.

Aus technischer Sicht gibt es an der Arbeit von CyberConnect2 wenig zu kritisieren. Der Stil des Spiels ist vor allem für Anime-Freunde eine absolute Wucht. Wer Animes dagegen nicht mag, könnte durchaus seine Probleme mit dem Grafikstil bekommen. Das ändert aber nichts daran, dass die riesigen Gegner, die gelungene Mimik der Protagonisten sowie der schiere Ideenreichtum der Entwickler beeindruckt. Einzig die mitunter etwas matschigen Hintergrundtexturen hätten noch mehr Feinschliff vertragen können. Die Musikuntermalung passt gut zum Spielgeschehen und die Wahlmöglichkeit zwischen der japanischen sowie der englischen Synchronisation verdient ein Lob.

Fazit

Anime-Freaks mit einer Vorliebe für imposant erzählte, abgedrehte Geschichten werden in Asura’s Wrath wohl die absolute Erfüllung finden. Alle anderen sehen in dem von CyberConnect2 entwickelten Titel zumindest ein Action-Feuerwerk mit einem beeindruckten Grafikstil und vielen Ideen, bei dem man sich hin und wieder aber etwas zu oft als stiller Teilhaber und nicht als Spieler in das Gesamtwerk integriert fühlt. Cutscenes und Quick Time Events sind zwar schön und gut, mehr aktives Gameplay hätte dem Spiel aber sicher nicht geschadet. Das gilt auch für den Umfang, denn nach sieben Stunden ist man mit dem Titel durch. Man ist zwar durchaus berauscht von all den Ideen und den Eindrücken, die hier auf einen einprasseln, der Wiederspielwert ist dafür aber enttäuschend gering ausgefallen. Sollte man in einem möglichen Nachfolger allerdings an diesen Punkten arbeiten, stünde uns ein wahres Meisterwerk ins Haus. Asura’s Wrath ist aber dennoch ein Titel, den man zumindest mal angespielt haben sollte.

Screenshots

Hinweis: Die Screenshots in diesem Artikel stammen von Capcom.

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