Der Aufreger des Monats: 007 Legends und andere Meisterwerke

Freunde der Sonne, es wird wieder einmal Zeit für eine neue Rubrik – den „Aufreger des Monats“. In dieser neuen Artikelreihe beschreibt ein Redakteur in sachlicher aber dennoch emotionaler Weise, welches Thema ihn in dem jeweiligen Monat so richtig auf die Palme gebracht hat. Gut recherchiert und logisch argumentiert … vielleicht. Man, ist das aufregend!

Fangen wir mit einer kleinen Geschichte an: Stellt euch folgendes vor: ein Bond-Liebhaber verfolgt im Juni 2010 gespannt die E3-Pressekonferenz von Nintendo und erfährt, dass ein Remake des Films Goldeneye 007 erscheint. Ein halbes Jahr später ist das Spiel natürlich gekauft und der kleine Fan freut sich über eine gelungene Umsetzung. Zwei Jahre später, ungefähr zur gleichen Jahreszeit, wird erneut eine Bond-Versoftung angekündigt. Diesmal dreht sich die Story sogar um sechs verschiedene Filme und hier nimmt unsere bis dahin lahmen Geschichte eine unerwartete Wendung.

Besagtes Spiel kann die durch den Publisher aufgebauten Erwartungen nämlich nicht mal ansatzweise gerecht werden. Glücklicherweise kann der vorhin erwähnte Protagonist einen Fehlkauf vermeiden, denn er war schlau und erkundigte sich kurz vor dem Deutschland-Release mithilfe von Testberichten im Internet. Siehe da: Reviews mit einem Durchschnitt von 45% lassen gelinde ausgedrückt nichts Gutes verheißen. Es wird euch nicht verwundern, dass ich selbst der besagte Bond-Fan bin und das Spiel hört auf den Namen 007 Legends.

Mir ist völlig unverständlich, dass ein Entwicklerteam so viel Wirbel um sein Spiel veranstaltet nur um an das schnelle Geld zu gelangen. Das ist zugegebenermaßen eine gewagte These, vor allem weil ich das Spiel selbst nicht vollständig gespielt habe, aber ich habe mich ausführlich genug (und damit meine ich sehr ausführlich) über diese Gaming-Perle informiert um mir anmaßen zu können, darüber zu urteilen. Außerdem sprechen die Fakten klar gegen das Spiel: die Singleplayer-Spielzeit fällt mit knapp fünf Stunden nicht gerade üppig aus, die Grafik wirkt an vielen Stellen schlechter als das PS3- und Xbox 360-Remake von Goldeneye 007, dem geistigen Vorgänger, und nicht mal der Standardsatz von Bond wurde richtig in das Spiel eingebunden: „Wie lautet ihr Name? James Bond.“ – Wem der Fehler im Zitat auffällt, dem schenke ich hiermit meine Anerkennung.
Natürlich gibt es viele weitere Schnitzer, doch dieser Artikel ist schließlich kein Spieletest. Wo war ich? Genau, bei der Vermarktung des Spiels in der Öffentlichkeit: die Promotion-Kosten scheinen hier höher ausgefallen zu sein, als die Summe, die in die Entwicklung floss.

Wäre dieses Spiel nur eine Ausnahme, würde dieser Artikel wahrscheinlich nicht existieren, aber die Vergangenheit beweist, dass solche Art von Spiel schon mehr als einmal auf den Markt geworfen wurde. Und ich spreche hier nicht von den überall verhassten Filmumsetzungen, meine Freunde. Gemeint sind Spiele wie Guitar Hero: Van Halen, denen man auf den ersten Blick die mittelmäßige Entwicklung nicht ansieht. Besagter Rhythmustest bietet zum Beispiel alles, was man an der Serie so schätzt, nur weniger. Eine geringe Songauswahl und ein schlechter Karrieremodus sind nur zwei negative Aspekte eines unvollkommenen Spiels.

Aber nicht nur Activision wirft ab und an scheinbar unfertige Spiele auf den Markt, auch EA und andere Hersteller sehnen sich anscheinend nach geringen Entwicklungskosten. Fifa 13 auf der Wii, welches abgesehen vom Kader identisch mit seinem Vorgänger ist, zu verreißen wäre zu einfach. Deshalb heißt mein Opfer Grand Slam Tennis 2. Sicherlich kein schlechtes Spiel, aber die Nummer „2“ im Titel hat es nicht verdient – „1.2.“ trifft es da wohl deutlich besser: identische Auswahl an Profispielern, nahezu identische Ballphysik (die nicht wirklich der Realität ähnelt, mit der man beim ersten Teil aber noch gut leben konnte) und der (im Multiplayer sehr spaßige) Partymodus wurde gekürzt. Außerdem warben die Entwickler immer wieder mit der Wimbledon-Lizenz. Nur weil die keine andere Tennisreihe besitzt, bedeutet das nicht, dass man diese ständig erwähnen muss. Schließlich besaß der Vorgänger die Lizenz ebenfalls. Die zugegen hübsche Grafik versucht hier also zu kaschieren, dass man einen schöneren ersten Teil spielt.

Liebe Entwickler. Im Zeitalter des Internets wissen die meisten Spieler über die Qualität eurer Produkte Bescheid. Wir leben nicht mehr im Jahr 1995, in dem man unter Umständen das ein oder andere Spiel gekauft hat, weil die Verpackung so schön aussah und man keine Lust hatte in einer Spielzeitschrift die Wertungen zu recherchieren. Ein Blindkauf in der heutigen Zeit dürfte somit eine Mangelware sein.

4 Kommentare zu „Der Aufreger des Monats: 007 Legends und andere Meisterwerke“

  1. Das Bild von Kloppo passt immer gut, wenn es darum geht, sich über gewisse, unverständliche Dinge, aufzuregen.

    Viele neue Games werden echt nur noch auf den Markt geworfen, um das schnelle Geld zu machen. Gab es früher noch wirklichen Fortschritt in Nachfolgern von Spielen, ist dies heute echt oft nicht mehr der Fall.
    Fällt mir besonders in vielen Sportspielen auf! Nun gut, so lange die Titel noch gekauft werden, wird sich daran auch nicht so viel ändern.

    Grüße an Alle,

    Peter.

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