Test: Duke Nukem: Critical Mass (DS)


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Liebe Spielergemeinde, bitte neigt für einen Augenblick eure Häupter und gedenkt des größten Running-Gags der Spielgeschichte, der schon in Kürze auf immer und ewig der Vergangenheit angehören wird. Der Duke kommt! Ja wirklich! Schon allein die Worte klingen wie blanker Hohn, doch in diesem Frühsommer wird der Duke endlich, nach rund 14 Jahren wieder Ärsche kicken und Babes retten. Doch bevor der Macho auf die großen Bildschirme zurückkehrt, wirft er seinen Schatten auf dem kleinen Nintendo DS voraus.

Hail (Heil) to the King

Die Rechnung von eben ist natürlich nicht ganz korrekt, denn auch in den vergangenen 14 Jahren war der Duke sehr wohl auf verschiedenen Plattformen zu sehen. Doch das waren meist nur Ableger, die kaum mehr als die Funktion eines Appetithappens erfüllten, gemessen an den Erwartungen, die die Fangemeinde an Duke Nukem Forever stellte. Da stellt sich natürlich die Frage, welche Rolle dem Sidescroller Duke Nukem: Critical Mass zukommt, der kürzlich erschien. Liefert EntwicklerFrontline tatsächlich einen bekömmlichen Vorgeschmack auf das Duke-Fest im Juni, oder versucht man eher im Fahrwasses der Hypes mit zu schwimmen?
Immerhin Eines hat der kleine Duke mit dem großen gemein: Die Release-Verschiebungen! Denn ursprünglich sollte Critical Mass bereits im September 2009 erscheinen. Warum die Verspätung, darüber kann nur spekuliert werden. An zusätzlicher Zeit für die Entwicklung kann es nicht gelegen haben. Wahrscheinlicher ist eher, dass sich selbst die Entwickler für dieses Machwerk geschämt haben und es daher erst jetzt still und heimlich auf den Markt schmissen. Denn vielleicht haben sie ja Glück und es greift irgendeine Oma versehentlich daneben, wenn sie ihrem 10-jährigen Spross das neue coole Spiel kaufen will, über das auf dem Schulhof alle reden.

Okay, okay, das sind harte Worte, ist der kleine Duke denn wirklich so schlecht? Immerhin folgt das Spiel der Tradition der frühen Serienteile, die ebenfalls 2D-Jump’n’Runs waren. Dazu noch ein paar fies-hässliche Gegner, hübsch-nackte Babes, coole Sprüche und sanft in die Ohren schmiegendes Rock-Geschepper. Da kann doch eigentlich nichts schief gehen. Doch! Und leider verfehlt Critical Mass diese Zielsetzung mindestens so weit, wie der Duke Ärsche kicken kann. Fangen wir doch beim Offensichtlichsten an, der Grafik: Die Ausrede, das Spiel stamme eigentlich von 2009, zählt nicht, denn schon damals bot der DS die Möglichkeit, mehr als 5 Pixel und drei Farben gleichzeitig darstellen zu können. Soll heißen: Der Duke stapft als blonder Klumpen mit rotem Hemd durch zwar abwechslungsreiche, aber trist und öde ausgeleuchtete Umgebungen und schießt schlecht animiert auf hässliche Gegner. Doch die sind nicht etwa fies-hässlich, sondern hässlich-hässlich, was nebenbei auch auf die Babes zutrifft, die überdies Duke-untypisch auch noch viel zu viel Kleidung tragen. Doch vielleicht war das auch ein Zugeständnis an die Erträglichkeit, denn 90er-Jahre-Tomb-Raider-Zick-Zack-Brüste hätten vermutlich auch niemanden mehr erquickt. Noch netter als die allgemein zappeligen Animationen, mit denen sich seine Dukeschaft mitsamt Gefolge durch die Level zittert, sind allerdings die regelmäßigen Lücken in der Kollisionsabfrage. Damit hebt der Blondschopf seine Männlichkeit auf ein neues Niveau, denn wozu hat man schon so viele Muskeln, wenn man im Gegenzug nicht wenigstens auch mal durch eine eigentlich solide Wand laufen kann? Oder durch den Boden! Letzteres ist besonders cool, denn dann darf man gleich vom letzten Rücksetzpunkt aus nochmal losziehen und den Spaß ein weiteres Mal erleben.

Wie auch immer, Grafik ist ja bekanntlich nicht alles, schließlich zeichnet sich der Duke vor allem durch massafakkamäßig kuhle Mukke und proletige Sprüche aus. Für Letztere wurden sogar Jon St. John, der original Dukesprecher verpflichtet und laut Werbung rund 300 Sprüche aufgezeichnet. Obs wirklich so ist konnten wir leider nicht prüfen, denn schon nach kurzem Testspiel weigerte sich der zuständige Redakteur vehement, mit eingeschalteten Boxen weiterzuspielen. Die dargebotene Suppe aus monotonem Bummdideldei und krächzenden Soundeffekten schmeckte jedenfalls nicht nach Ohrwurm. Auch die Sprüche sind nur halb so cool wie erhofft, denn aufgrund der USK-Freigabe ab 12 darf der Duke diesmal keine bösen Schimpfworte in den Mund nehmen. Und Blut gibt’s deswegen auch keins, weder zu hören, noch zu sehen.
Dafür ist immerhin die Steuerung äußerst authentisch gelungen und vermittelt ein glaubhaftes Gefühl davon, wie man sich mit 200 Kilo Muskelmasse bepackt wohl so fühlt. Träge, taumelnd, irgendwie schwammig und immer etwas zu langsam.

Na gut, Grafik, Sound und Steuerung sind nicht ganz auf der Höhe. Kann ja mal vorkommen und ist halb so wild, wenn dafür der Rest stimmt. Schließlich ist Duke Nukem ein Ballerspiel. Da ist es nur konsequent, wenn sich das Spieldesign darauf konzentriert, rund neun Stunden lang von links nach rechts zu laufen und zu ballern. Wenn der Duke einen Raketenrucksack oder ein Snipergewehr in die Finger bekommt, ändert sich auch mal die Kameraperspektive und es wird nicht mehr von links nach rechts, sondern z.B. von oben nach unten, oder von vorne nach hinten geballert. Und da der Titel aufgrund der USK-Freigabe auch an Kinder gerichtet ist, wurde das Ganze extra nicht zu schwierig gestaltet und die Gegner absichtlich etwas dümmer gemacht als nötig. Soll ja jedem Spaß machen. Tut’s nur blöderweise nicht.

Was bleibt also, wenn man Grafik, Sound, Steuerung und Spieldesign von der Habenseite streicht? Der typische Duke-Charme? Joa, auf dem Verpackungscover kommt der definitiv rüber. Der Humor? Ein bisschen schon, aber der reicht kaum aus, um gegen all das sonst verbreitete Trübsal anzustinken. Ach ja, die Story! Aliens und verrückte Doktoren bedrohen die Erde und damit auch die Babes. Und das kann seine Dukeheit natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Noch Fragen?

Fazit

Eigentlich hat Entwickler Frontline nur einen einzigen Fehler gemacht. Denn dass es für schlechte Spiele irgendwo immer einen Markt gibt, ist längst bekannt. Sonst hätten viele große Gurken der Spielgeschichte nicht unverdienterweise doch Erfolg gehabt. Doch die Macher platzieren ihr Spiel still und leise ausgerechnet in die heiße Phase kurz vor dem Release von Duke Nukem Forever, in der Hoffnung, ein paar hartgesottene Fans würden aus Ungeduld doch zu dem DS-Titel greifen. Haha, was für eine naive Annahme, zu glauben, Duke-Fans hätten keine Geduld.

Bewertung

4.0
Gesamt
4.0
Mehrspieler

Naja


Kurzfazit

„Der typische Duke-Charme ist leider nur auf dem Verpackungscover zu finden.“

Andreas Abb

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