Im Test: Rayman 3D (3DS)

In den letzten Tagen vor dem Europastart der neuen Konsole haben sich vor allem die zwei großen Geiz- bzw. Blöd-Märkte eine erbitterte Preisschlacht mit Amazon geliefert. Nintendos eigentliche (und subjektiv auch etwas zu hohe) UVP von 249€ wurde erst durch die Gratisdreingabe eines Spiels von Saturn unterboten – Amazon zog nach. Dann verkündete Mediamarkt einen Tag vor dem Launch eine Preissenkung der Konsole auf 222€ – auch hier zog der große Onlinehändler nach. Mittlerweile bieten jedoch bereits viele Märkte in regional unterschiedlichen Kombinationen das 222€-Angebot, bzw. die Gratisdreingabe eines Spiels an. Doch was taugt das Start-Line-up überhaupt? Lohnt es sich, das vielerorts angebotene Rayman 3D mitzunehmen? Ein Titel, der übrigens schon zum zweiten Mal in Folge zum Start eines Nintendo-Handhelds neu aufgelegt wurde. Oder macht der reduzierte Preis mehr Sinn?

Zunächst gilt es zu erwähnen, dass Rayman 3D im Grunde nichts anderes als das 12 Jahre alte Rayman 2 ist, welches bereits auf N64, PS2, PC oder Dreamcast lief. Und tatsächlich stand es vor gut sechs Jahren auch als einer der Starttitel für den Nintendo DS in den Regalen. Ubisoft erwähnt in diesem Zuge immer wieder gern, dass sich bei Teil 2 schließlich um den unstrittig besten Teil der Reihe handelt. Und tatsächlich hinterlässt der alternde Jump’n’Run-Held auch auf dem 3DS eine ordentliche Figur. Da das Spiel in seiner grundlegenden Mechanik unverändert blieb und es hierzu seit über einem Jahrzehnt Rezensionen im Internet gibt, soll an dieser Stelle nur auf die für den 3DS markanten Besonderheiten eingegangen werden. Denn für das Spiel insgesamt gilt: Ubisoft schmückt sich nicht zu Unrecht mit Lorbeeren, Rayman 2 ist tatsächlich ein tolles Spiel, dessen Besonderheiten auch heute noch die äußerst ansehnliche Grafik, recht knifflige Sprungpassagen, gute Animationen in witzigen Zwischensequenzen, leichtgängige Melodien und ein ordentlicher Spielumfang von locker 12 Stunden sind. Es entstand eben zu einer Zeit, als Jump’n’Runs noch zu den Leit-Genres gehörten.

Was gibt es also Neues vom Strahlemann? Eigentlich kaum etwas. Noch immer muss Rayman die Welt vor der Invasion der Roboter-Piraten retten und hierzu 1.000 Lums (Bruchstücke des Weltenkerns) finden um letztlich einen Weltengeist erwecken zu können. Ubisoft verkündete per Pressemitteilung, dass ehemalige Mankos des Spiels für diese „Neuauflage“ gefixt wurden. Hierzu gehöre etwa die Kameraführung, auch grafische Effekte sollen überarbeitet worden sein. In der Praxis gleicht der Titel seinen Brüdern auf PC oder Dreamcast dagegen wie ein Ei dem anderen. Verbesserungen an der (grundlegend recht hübschen, aber doch etwas alten) Grafik wurden auch mit der Lupe nicht gefunden – im Gegenteil: Gelegentlich scheint das Spiel sogar dezent zu ruckeln. An mangelnder Leistung seitens des 3DS kann es kaum liegen, eher dürfte eine schnell geschusterte Portierung der Grund sein. Die Kamera lässt sich zwar mit dem digitalen Steuerkreuz drehen, bzw. hinter Rayman in Stellung bringen, doch gerade in Bewegung oder bei schnellen Richtungswechseln reagiert sie gelegentlich noch immer zu träge, was den Spieler teils in Bedrängnis bringt. Ausgesprochen gut funktioniert dagegen die Steuerung – auch in anderen Titeln zeichnet sich bereits ab, dass Nintendo mit dem analogen Schiebepad eine großartige Joystick-Alternative gelungen ist. Rayman reagiert sensibel auf Druck in jede beliebige Richtung, Sprünge oder Balanceakte gelingen einwandfrei – kein Vergleich zur hakeligen Digipad-Steuerung der Rayman-DS-Fassung von 2004. Das Touchpad wird hingegen gar nicht benutzt, es dient lediglich dazu, einige Statusinformationen anzuzeigen.

Technisch war Rayman 2 bei seinem Erscheinen ein Sahneschnittchen und sieht erstaunlicherweise auch heute noch recht gut aus. Der 3D-Effekt setzt die comichafte Welt schick in Szene, es fehlen allerdings spektakuläre Details und Kleinigkeiten in Vorder- oder Hintergrund, wie man sie etwa in den E3 Demos von Metal Gear Solid oder Resident Evil sehen konnte. Gutes, stereoskopisches 3D bedeutet nicht nur, dass ein Bild plötzlich eine technische Tiefenebene bekommt – es sollte auch Einfluss auf das Gestaltungskonzept haben. Nintendo hat dies schon berücksichtigt und z.B. auf einigen der neuen Ocarina of Time Screenshots deutlich mehr Objekte und kleine Details im Bildschirmvordergrund platziert. Aber das ist zunächst nur ein theoretischer Ansatz, zumal viele der Launch-Titel Portierungen sind. Unter dem Strich sieht Rayman 3D jedoch nicht besser oder schlechter aus als seinerzeit auf den stationären Konsolen.

Eine Anmerkung zum 3D-Effekt noch: Auch wenn dessen Wahrnehmung höchst subjektiv ist, schien das Spiel doch einen äußerst empfindlichen „optimalen“ Blickwinkel zu besitzen. Während etwa die Menünavigation, Fotofunktion oder Augmented-Reality sich noch aus einem verhältnismäßig großzügigen Blickfeld in 3D betrachten lässt, verloren wir beim Test in Rayman 3D regelmäßig kurzzeitig den 3D-Effekt. Inwiefern dies spielspezifisch oder einfach noch eine Gewohnheitssache ist, wird sich erst mit zukünftigen Titeln zeigen. Doch schon andernorts konnte man von dem Phänomen lesen, dass die 3D-Wahrnehmung in unterschiedlichen Spielen auch unterschiedlich gut funktioniere.

Fazit

Keine Konsole ohne Rayman. Auch wenn das letzte, neue Abenteuer des gelenkfreien Helden schon eine halbe Ewigkeit zurückliegt, haut Ubisoft seine Abenteuer bei scheinbar jeder Gelegenheit raus – jetzt eben nochmal in 3D. Durch die Kombiangebote vieler Händler wird Rayman 3D wahrscheinlich zu einem der populärsten Starttitel in Deutschland. Und schlecht ist es auch nicht. Wer den Titel auf einer anderen Plattform bereits gespielt hat oder nicht auf klassische 3D-Jump’n’Runs steht, bekommt abgesehen von der räumlichen Tiefe aber absolut nichts Neues und sollte sich den Kauf daher zweimal überlegen. Gerade für jüngere Spieler sind die Abenteuer von Rayman jedoch immer noch spielenswert.

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3 Kommentare zu „Im Test: Rayman 3D (3DS)“

  1. Joa, hab das Spiel ja auch zum 3DS gratis dazu bekommen. ansich ein wirklich gutes Spiel, nette Grafik, guter humor und ein guter wenn auch recht dezenter 3D Effekt, welcher IMO besonders in den “Rutschpassagen” zur Geltung kommt. Das Problem des verlieren des optischen 3D-Effektes habe ich hier im Gegensatz zu den AR-Games allerdings nicht. Wobei ich meinen 3D Regler auch nur auf etwa 10% stehen habe da es sonst nicht mehr funktioniert.

    Gutes Review zu einen definitiv gutem Spiel. Da hat das Launchline Up deutlich schlechteres zu bieten auch wenn ich von Rayman 2 mittlerweile genug habe. Es wäre mal an der Zeit Teil 3 um zu setzten. Doch auch hier warte ich lieber auf das bereits angekündigte Rayman Origins^^

  2. Ja, das Problem mit dem ständigen Verlieren des 3D-Effektes hatte ich am Anfang auch (und auch nur in dem Spiel), weshalb ich zunächst etwas enttäuscht war. Aber nachdem ich den 3D-Regler dann auf unter die Hälfte geschoben hatte, hab ich davon kaum noch was gemerkt.

    Bei vollem 3D hat man auch nervige Grafikfehler, weil man Figuren oder Objekte doppelt sieht.

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