Die wichtigsten Spiele des Jahres 2012 – Journey

Diese Woche geht es weiter mit der Suche nach dem wichtigsten Spiel 2012. Unser heutiger Kandidat ist ThatGameCompany‘s interaktive Lektion zur Geschichtserzählung in Videospielen, Journey.


In Journey erleben wir eine eher unkonventionelle Art der Geschichtserzählung. Während des gesammten Spiels, erfahren wir weder über gesprochenen noch geschriebenen Text was vor sich geht, und trotzdem ist ein klarer Handlungsstrang erkennbar.
Journey nutzt statt Dialogen das Spiel selbst um seine Geschichte zu vermitteln. Das Team von Extra Credits hat sich bereits umfassend mit diesem Thema befasst, jedoch gibt es hier nochmal eine kurze Zusammenfassung für unsere Leser, die der englischen Sprache nicht mächtig sind:
Joseph Campbell’s The Heroe’s Journey, Die Heldenreise, ist ein Geschichts-Schema welches man in zahllosen Erzählungen rund um die Welt wiederfindet. Der klassiche Zyklus läuft wie folgt ab

  • Der Ruf: Der Held erhält seine Aufgabe
  • Verweigerung des Schicksals: Der Held weigert sich sein Schicksal/seine Aufgabe anzunehmen
  • Aufbruch ins Abenteuer: Er überwindet sein zögern und macht sich auf den Weg
  • Auftreten von Problemen: Die ersten Kämpfe
  • Übernatürliche Hilfe: Der Held trifft auf seinen Mentor oder Wegweiser
  • Die erste Schwelle: Der erste große Kampf
  • Fortschreitende Probleme und Prüfungen
  • Transformation des Helden: Raub oder Empfang eines Gegenstandes, welcher den Alltag des Helden wieder herstellen könnte
  • Verweigerung der Rückkehr: Der Held weigert sich in den Alltag zurückzukehren
  • Verlassen der Unterwelt: Der Held wird durch innere Beweggründe oder äußeren Zwang zur Rückkehr bewegt
  • Rückkehr: Der Held findet sich in seinem Alltag wieder, wo er das auf der Heldenreise gefundene oder Errungene integrieren muss
  • Herr der zwei Welten: Der Held vereint sein Alltagsleben mit seinen neugefundenen Erfahrungen, und lässt andere an seinem Wissen teilhaben.

Ihr werdet in dieser Liste so einige Filme, Spiele und auch Bücher wiedererkennen. Authoren halten sich zwar nicht immer genau an das Schema der Heldenreise, jedoch bleibt die grobe Idee dahinter die selbe.
In Journey durchleben wir die Heldenreise nicht durch traditionelle Erzählmethoden, sondern durch die Mechaniken des Spiels. Dies lässt sich anhand der ersten paar Spielminuten gut verdeutlichen:

  • Der Ruf ist das grelle Licht am Anfang des Spiels, dem wir instinktiv Folgen.
  • Die Verweigerung des Schicksals ist der natürliche Erkundungsdrang der meisten Spieler. Anstatt uns an den vorgegebenen Weg in richtung des Lichts zu halten, versuchen wir unsere Umwelt zu erkunden. Letztendlich treffen wir jedoch auf die unsichtbaren Wände der Spielwelt und begeben uns wieder auf den für uns ausgelegten Weg. Wir akzeptieren unser Schicksal.

Auf diese Weise erleben wir die gleiche Struktur die uns z.B. ein The Legend of Zelda Spiel bietet, jedoch in komprimierter Form. Natürlich ist dies kein Ersatz für eine voll realisierte Geschichte mit Charaktern, Plotentwicklungen und sonstigen Bausteinen der konventionellen Geschichtserzählung, dafür erhalten wir jedoch eine Lektion in Spieledesign in Form eines Spiels, welches unsere Vorstellungen, wie Geschichten innerhalb von Spielen erzählt werden, auf die Frage stellt.

Hierfür verdienen ThatGameCompany meinen vollen Respekt. In zwei Wochen geht es weiter mit dem dritten und letzten Kandidaten auf unserer Suche nach dem wichtigsten Spiel 2012.

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