Im Test: Forsaken World (PC)


Im Ganzen Launch-Wahn von Nintendo 3DS sowie Apple iPad 2 gehen andere Veröffentlichungen derzeit ein wenig unter. So auch das free2play MMORPG Forsaken World, welches nun der Open-Beta-Phase entstiegen ist. Unser Gastautor Benjamin Drabent schildert seine ersten Eindrücke des Spiels.

Großes Lob erhalten die heutigen existierenden free2play MMORPGs ja nicht unbedingt. Hinzukommt, dass sie auch noch wie Pilze aus dem Boden schießen und man völlig den Überblick verliert, welche Spiele wirklich das halten, was sie auch versprechen. Heute jedoch widme ich mich einem MMORPG, dass zumindest viel verspricht. Ob diese Versprechen auch eingehalten werden, steht auf einem anderen Blatt. Es handelt sich um Forsaken World aus dem Hause Perfect World Entertainment. Das Spiel befand bis vor wenigen Tagen noch in der Open Beta Testphase und erweckt zumindest im ersten Eindruck ein Spiel mit viel Potential zu sein. Nach fröhlichem Heruntergelade und Aktualisierungen geht es auch schon los. Indem man den bereits relativ imposant wirkenden Login-Screen überwunden hat, gerät man auch direkt schon in eine Charaktererstellung.

Hier zeigt sich deutlich, dass viel Liebe ins Detail gesteckt wurde. Entgegen meiner Erwartungen fällt die Charaktererstellung nämlich vielseitiger aus, als ich es von anderen free2play MMORPGs gewohnt bin. Selbst das Geburtsdatum kann man angeben – welchen Zweck dies auch immer haben mag. Man besitzt die Auswahl zwischen sechs Rassen: Menschen, Elfen, Zwerge, Steinmenschen und Kindred. Darüber hinaus stehen abhängig von der vorher gewählten Rasse acht Klassen zur Verfügung: Krieger, Assassine, Magier, Priester, Barde, Schütze, Patriot und Vampir. Spontan entschied ich mich einen elfischen Barden zu erstellen, da dieser laut Klassenbeschreibung irgendwie durchaus reizvoll für mich geklungen hat. Und schon geht es los. Nach einer (hoffentlich nur in der Beta-Version) fehlerhaften Startvideosequenz, die sich unfreiwillig selbst unterbrach und dessen Textdurchlauf in einem eher lahmen Tempo erscheinen ließ, wird man in die Welt „hineingeworfen“. Schnell huschte ich mit den Augen und der Maus über die Menüs und schaute mir die einzelnen Unterseiten an, die viel zu versprechen scheinen. Sei es ein ausgereiftes Gruppen- und Gildensystem, die Möglichkeit sich Haustiere zu halten, den Charakter modisch anzupassen, größer angelegte Weltereignisse, ein Erfolgssystem, zahlreiche Handwerksberufe, eine Weltrangliste oder ein scheinbar ausgeklügeltes PvP-System. All diese Dinge im Detail zu testen, würde gänzlich den Rahmen sprengen. Daher beschränke ich mich vornehmlich auf die Einführung und die ersten Eindrucke, die das Spiel auf mich macht. Doch was mich etwas verwirrt, ist generell die Gestaltung des Anfangs. Leider vermisst man eine allgemeine Einführung in das Spiel. Die vielen Knöpfe und Hebel, Fenster und bunt blinkenden Meldungen überfordern mich persönlich jetzt nicht, jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass Neuanfänger im MMO-Bereich sich zunächst erschlagen und vertrieben vorkommen könnten. Solle man doch sofort hier klicken, dort klicken, jenes klicken, dieses klicken. Man vermisst ein ausgereiftes Tutorial – und es gibt bekanntlich keine zweite Chance für den ersten Eindruck.

Davon abgesehen, dass sich Textpassagen gegenseitig überschneiden und scheinbar nicht in die Fenster passen, ist die Steuerung für mein Gefühl nicht sehr geschmeidig. Auch besitzen die Quests sogenanntes „Auto-Routing“, sprich man läuft automatisch zum Gebiet, in dem es die Quest zu erfüllen gilt. Das zerstört meiner Meinung nach das Prinzip des „Abenteuer erleben“ völlig und lässt den Nutzer in eine gewisse Bequemlichkeit verfallen, da man zu oft verführt ist, dieses Auto-Routing auch auszunutzen. Grafisch macht das Spiel jedoch schon einiges her. Es wirkt detailverliebt und gut umgesetzt. Auch hier wurde für free2play-Verhältnisse viel Arbeit investiert, um eine atmosphärische Welt zu erzeugen – trotz einiger Macken und stellenweise hakelig wirkenden Bewegungsanimationen. Die Musik in dem Spiel, die in der Regel einen großen Anteil des Feelings ausmacht, reißt mich leider auch nicht vom Hocker, kann aber auch an dem Gebiet liegen, in dem ich mich aufgehalten habe. Sie wirkt recht einfach und schlicht, sie geht meines Erachtens nicht ins Ohr und fühlt sich eher wie belangloses Gedudel im Hintergrund an.

Natürlich darf auch der Cash-Shop nicht fehlen, wie üblich bei free2play MMORPGs. Löhnt man einen gewissen Betrag an echtem Geld, ist man in der Lage sich Gegenstände innerhalb des Spiels zuzulegen, die einem mehr oder minder große Vorteile oder Annehmlichkeiten beschaffen. Irgendwo her muss das Geld ja fließen. Das Klassendesign hingegen wirkt durchdacht und vor allem auch innovativer als man es denkt. Und auch die Features, die angeboten werden, lassen großes Potential erhoffen. Leider vermisst man sowohl beim Kampf als auch beim Anwählen der einzelnen Untermenüs jegliche Art von Einführung oder Erklärung. Man kommt sich im ersten Moment ziemlich alleine gelassen vor. Alles in allem fühlt man sich ziemlich stumpf in die Welt geworfen – möge man sich doch selbst durch sämtliche Menus, Quests und Features pfriemeln, ohne an die Hand genommen zu werden. Aber dies ist jedoch bei der Fülle an Dingen, die das Spiel sofort einem präsentiert, dringend notwendig, da man vor allem durch die Konkurrenz schon weitaus mehr Einsteigerfreundlichkeit gewohnt ist.

Fazit

Dafür, dass Forsaken World als free2play MMORPG in den Startlöchern steht, ist es ein sehr durchdachtes und für seine Kategorie hochwertiges Spiel. Ist man jedoch von MMORPGs mit monatlichen Abogebühren wie etwa Aion oder World of Warcraft verwöhnt, wird man das Spiel mit Argwohn betrachten. Auf alle Fälle verspricht der Titel viel Potential entfalten zu können. Wer kein Bedarf hat, monatlich für ein Spiel zu löhnen und sich nicht scheut, sich alleine durch eine Flut von Menüs und Features durchzuwuseln, der macht mit Forsaken World auf alle Fälle nichts falsch. Es reicht zwar qualitativ nicht an die abopflichtigen Konkurrenten ran, verspricht aber trotzdem kein schlechtes Spiel zu werden. Eine Chance hat es auf alle Fälle verdient – ohne Frage.

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