Im Test: Yakuza 4 (PS3)

Bei Blockbustern im Kino bete ich eigentlich jedes Mal, dass ein Film spätestens nach Teil drei im Rahmen einer Trilogie abschließt. Oftmals ist schon nach der ersten Fortsetzung der Ofen aus und die Spannung in so manchem Thriller gleicht einer Live-Übertragung im Curling. Bei Videospielen kommt das nicht so oft vor, im Gegenteil: einigen Sequels von epischen Werken fiebert man geradezu entgegen. Jetzt war es mal wieder so weit, denn die Mafiakarriere in Fernost darf weiter vorangetrieben werden – Yakuza 4 ist da!
Nur ein Jahr nach dem letzten Abenteuer von Sega kann der Spieler erneut durch das fiktive Viertel Kamurocho im pulsierenden Tokio streifen und ja…eigentlich alles machen was das Herz begehrt! Er beginnt in der Rolle des Kredithais Shun Akiyama. Kredithai ist in seinem Falle vielleicht ein bisschen hart ausgedrückt, denn dafür ist dieser Mr. Verständnisvoll eigentlich zu nett – zumindest zu Menschen, bei denen er der Meinung ist, dass sie es verdient haben. Doch wehe jemand legt es darauf an, seine Fäuste zu kosten! Das könnte dann ganz schnell zu einer sehr blutigen Angelegenheit werden. Einen Anlass gibt es selbstverständlich oft genug, genau dies in vielen Varianten auszuleben!

Im Laufe des Spiels schlüpft der Spieler noch in drei weitere Rollen, am Ende auch in die des Kazuma Kiryu, dem Hauptprotagonisten der Serie. Die Handlungsstränge der wieder sehr dichten Story fließen am Ende ineinander über. Es wird intrigiert, Gliedmaßen werden geopfert und eine mysteriöse Schöne sorgt für einiges an Chaos. Da wir aber selbstverständlich nicht spoilern wollen, machen wir euch doch lieber den Mund wässrig mit dem Ambiente und dem Flair. Denn was so alles neben der Hauptgeschichte erlebt werden kann, ist wie immer mehr als umfangreich. Schlicht und ergreifend der Hammer! Man verbringt gerne mal mehr als einen Abend mit komplett sinnfreien Dingen, zumindest was das Vorankommen in der Story angeht. Man besucht mit seinem Protagonisten eine Bar, spielt Dart, Billard, betrinkt sich hemmungslos und versucht sich danach doch noch mal im Pfeile werfen, was dann natürlich durch die verschobene Optik ungleich schwerer wird. Man geht essen, einkaufen und sammelt limitierte Magazine. Oder zieht es euch doch lieber zum Bowling oder in ein Batter-Center um Baseballabschläge zu üben? Die Vielfalt der Beschäftigungsmöglichkeiten in Yakuza 4 ist ganz schön irre!

Während beispielsweise Akiyama durch Tokios Straßen schlendert, begegnen ihm nicht nur schöne Ladies, denen er die Telefonnummer abluchsen kann, um sie als Hostessen für seinen eigenen Club anzuwerben. Nein, natürlich hat auch das ein oder andere Mädel seinen Freund oder Aufpasser dabei, der förmlich um eine Abreibung bettelt. Durch diese und die zahlreichen anderen Street Punks und Yakuzas werden natürlich reichlich Schlägereien geboten. Das Kampfsystem ist dabei wie gewohnt umfangreich. Etliche Kicks und Schläge können neu erlernt werden. Dazu erhält der Charakter so genannte Soul Points, wenn er seine Gegner vermöbelt. Diese Erfahrungspunkte werden in die neuen Moves investiert. Durch zahlreiche umher stehende und liegende Gegenstände wird zudem die brachiale Kreativität des Spielers unterstützt. Seien es Fahrräder, Pylonen oder Metallschilder – mit allem, was nicht niet- und nagelfest ist, wird auf die Opponenten eingedroschen. Finale Schläge mit Gegenständen werden besonders brutal dargestellt, inklusive Blutspritzern und knackenden Knochen. Mittels der sogenannten Heat Gauge sind noch härtere Angriffe möglich. So könnt Ihr unter anderem euer Knie tief im Gesicht des Gegners versenken. Sind diese besiegt und ihre Rüben verbeult, entschuldigen sie ganz artig ihr Fehlverhalten und räumen das Feld für euch. Zudem erhält der Spieler als Entschädigung einen kleinen Obolus in Form eines Energy Drinks oder Geld.

An Bares kann man natürlich auch auf andere Art und Weise kommen. Man versucht sich im Mah-Jongg-Palast oder im Casino. Wer tiefer in die japanische Spielkultur abtauchen will, kann dies auch wieder in der Gambling-Halle tun. Dort warten exotische Spiele wie Koi-Koi, Cho-Han oder Cee-Lo darauf von westlichen Hirnen verstanden zu werden. Wer irgendwann keine Lust mehr auf den Trubel in der Straße hat, der kann auch die Ebene wechseln. Durch auf der Karte markierte Aufzüge hat man an vielen Stellen in der Stadt die Möglichkeit nach oben zu fahren und über den Dächern der Stadt von A nach B zu kommen. Dieses neue Feature ist natürlich cool. Jedoch sind die möglichen Wege, auf denen man dort laufen kann, sehr linear gehalten. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn der Spieler sich auch dort zumindest ein wenig flexibel hätte bewegen können. In die andere Richtung geht es auch, nämlich nach unten – wo ihr auch in einer der zahlreichen Underground Malls euer Geld lassen könnt.

Fazit

Yakuza 4 ist ein episches Werk und es macht Spaß zu beobachten, wie die Serie von Episode zu Episode umfangreicher wird. Die Story ist packend und spannend, auch wenn Neulinge in diesem Genre bei den ganzen Clans und vielen Namen aufmerksam zuhören müssen, um alle Zusammenhänge zu verstehen. Eigentlich ist das Spiel ein Komplettpaket: Beat’em‘up, Adventure, Kinofilm und sozusagen eine Deluxe-Minispiele-Sammlung, wie sie Nintendo auf der Wii wohl gerne hätte! Die im Test genannten Beispiele zeigen noch nicht einmal die Hälfte der Freizeitmöglichkeiten auf. Der achtsame Spieler wird zudem einige Eigenheiten der japanischen Kultur kennenlernen. Dieses Teil ist Güteklasse A – ohne Wenn und Aber!

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