Im Test: Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten (DS)

1995 veröffentlichte Enix (heute nach der Fusion mit Squaresoft als Square Enix bekannt) in Japan den sechsten Teil der bekannten und beliebten Rollenspiel-Reihe Dragon Quest erstmals für das SNES. Damals mussten Spieler außerhalb Japans, wie schon bei den Vorgängern, auf das Epos verzichten. Erst mit Dragon Quest: Die Reise des verwunschenen Königs, dem achten Ableger der Serie, gelangte die Reihe nach Europa. Seitdem wurden mit Dragon Quest IV: Die Chronik der Erkorenen im Jahr 2008 und Dragon Quest V: Die Hand der Himmelsbraut im Jahr 2009 die ersten beiden Teile der sogenannten Zenithia-Trilogie als Nintendo DS-Remakes in den Westen gebracht.

Nach der Veröffentlichung des neusten Ablegers, Dragon Quest IX: Hüter des Himmels, im Sommer 2010 ebenfalls für den Nintendo DS, hat Nintendo im Mai das DS-Remake des sechsten Dragon Quest-Teils mit dem Untertitel „Wandler zwischen den Welten“ veröffentlicht. Damit kommen etwa 16 Jahre nach der Erstveröffentlichung des Titels nun Spieler außerhalb Japans in den Genuss eines der besten Dragon Quest-Spiele.Wer nun aufgrund der Trilogie-Einordnung von Dragon Quest IV: Die Chronik der Erkorenen, Dragon Quest V: Die Hand der Himmelsbraut und Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten denkt, die Geschichten der drei Spiele würden aufeinander aufbauen, kann beruhigt sein. Auch wenn die drei Titel als Trilogie bezeichnet werden, haben sie alle eine vollkommen eigenständige und unabhängige Story und auch entsprechende Hauptcharaktere. Es ist also nicht notwendig einen der beiden direkten Vorgänger gespielt zu haben, um Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten verstehen zu können.

Die Geschichte von Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten bewegt sich in ganz klassischen Bereichen. Ihr kämpft als Held (dessen Namen ihr selbst festlegt) im Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen, um eure Welt zu retten. Dabei trefft ihr auf zahlreiche unterschiedliche Charaktere, die sich eure Gruppe anschließen und an eurer Seite kämpfen. Im Gegensatz zum neusten Serienableger, Dragon Quest IX: Hüter des Himmels, entwerft ihr diese Begleiter allerdings nicht in einer Taverne selbst. Stattdessen müsst ihr ihnen im Laufe eures Abenteuers begegnen, um sie zu rekrutieren. Außerdem verfügen sie alle über eigene Charaktere und verkommen nicht zu reinen Kampfdummies, wie es leider beim neunten Teil der Rollenspiel-Reihe der Fall ist. Das macht auch einen Teil des Reizes an der eher gewöhnlichen, aber gelungenen Geschichte aus.

Eine der größten Besonderheiten sind die zwei im Spiel vorkommenden Welten. Immer wieder reist ihr zwischen der Normal- und Traumwelt hin und her, um so Einfluss auf die jeweils andere zu nehmen oder an Orte zu gelangen, die ihr sonst in der jeweils anderen Welt nicht erreichen könnt. Das Zusammenspiel und der gekonnte Einsatz der beiden Welten ist den Entwicklern bereits damals gelungen und funktioniert auch im DS-Remake von Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten sehr gut. Allerdings verbirgt sich hier auch einer der größten Nachteile des Rollenspiels. Immer wieder kann es vorkommen, dass ihr nicht genau wisst wo ihr eigentlich hin müsst. Zwar könnt ihr auf Knopfdruck mit euren Begleitern reden, doch deren Kommentare sind nicht immer hilfreich. Letztlich lassen sich aber alle Orientierungsprobleme lösen und wenn ihr dafür einfach suchen müsst, wo ihr bisher nicht hin konntet, es nun aber könnt.

Wie für japanische Rollenspiele üblich, gerade ältere Vertreter des Genres, besteht nicht die Möglichkeit die Attribute eurer Charaktere bei einem Levelaufstieg frei zu steigern. Dies geschieht nach festgelegten Vorgaben automatisch. Dafür habt ihr ab einem bestimmten Zeitpunkt im Spiel die Möglichkeit eure Charaktere neue Berufe wie Krieger, Heiler oder Zauberer erlernen zu lassen. Dadurch lernen sie nicht nur neue Zauber und Fähigkeiten, sondern können nach dem Meistern von mehreren Laufbahnen neue und stärkere Laufbahnen angehen. Hier bietet Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten einige Kombinationsmöglichkeiten, da ihr die erlernten Zauber und Fähigkeiten auch nach dem Wechsel eines Berufs nicht verliert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt von Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten sind ganz klar die Kämpfe. Ihr werdet häufig auf Feinde treffen und euch ihrer entledigen müssen. Dies ist aber auch unbedingt erforderlich, da ihr sonst nicht genügend Erfahrungspunkte sammelt und somit im Level nicht aufsteigt, wodurch ihr später Probleme bekommen werdet stärkere Gegner zu besiegen. Es ist sogar gelegentlich ratsam außerhalb der eigentlichen Reise einfach nur zu kämpfen, um so einige Levelaufstiege zu erreichen. Die Kämpfe laufen übrigens nicht nur klassisch rundenbasiert ab, sondern beginnen auch zufällig. Sobald ihr auf der Weltkarte oder in einem Dungeon unterwegs seid, kann es jederzeit zu einer Begegnung mit einem Feind kommen. Diese seht ihr nicht wie in Dragon Quest IX: Hüter des Himmels auf der Karte. Dabei wird trotz des zeitlosen Charakters des Rollenspiels schnell klar, dass es eigentlich bereits Mitte der 90er entwickelt wurde.

Die Entwickler haben zwar die zufälligen und rundenbasierten Kämpfe beibehalten, dafür haben sie aber die Grafik deutlich aufpoliert ohne dem bekannten Anime-Charme des Originals zu schaden. Gerade in den Städten profitiert Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten von der neuen 3D-Grafik, da ihr hier mit Hilfe der Schultertasten die Kamera um 360 Grad um euren Charakter drehen könnt. Das sorgt für eine deutlich bessere Übersicht. Aber auch ansonsten ist Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten ein wirklich schönes Rollenspiel geworden. Das verdankt der Titel auch dem erstklassigen und für die Reihe typischen Charakter- und Monsterdesign von Dragonball-Schöpfer Akira Toriyama. Zur Grafik gesellt sich dann auch noch der exzellente Soundtrack, der immer zur jeweiligen Szene passt und das Spiel perfekt untermalt.

Fazit

Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten ist zwar nur das Remake eines 16 Jahre alten SNES-Rollenspiels, aber trotzdem einer der besten Genre-Vertreter die ich bisher auf Nintendos Handheld gespielt habe. Zugleich ist der sechste Teil auch das beste Dragon Quest, das ich bisher kennengelernt habe. Neben der hübschen Grafik und dem brillanten Soundtrack, begeistern mich gerade Story und der Wechsel zwischen den beiden Welten. Dass Dragon Quest IX: Hüter des Himmels auf die klassischen Begleiter verzichtet hat, kann ich aufgrund der gelungenen Charaktere in Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten noch weniger verstehen. Doch nicht alles ist gelungen. Die Zufallskämpfe können gerade in Gebieten mit leichteren Gegnern manchmal etwas störend wirken und auch der manchmal nicht ganz klare rote Faden kann den Spielspaß etwas trüben. Dennoch bleibt Dragon Quest VI: Wandler zwischen den Welten unter dem Strich ein mehr als nur gelungenes Rollenspiel und beweist wieder einmal, dass manche Spiele einfach zeitlos sind.

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