Im Test: The Cursed Crusade (PS3)

Ein Fluch lastet auf uns. Nein, es hat nichts damit zu tun, dass wir gerade Unmengen von Casualgames in die Redaktion bekommen haben. Wir befinden uns vielmehr auf einem verfluchten Kreuzzug. Und verflucht habe ich in der Tat jemanden, als ich The Cursed Crusade einem ausführlichen Test unterzogen habe. Doch lest selbst…

Immer wieder kommt es vor, dass ein eigentlich interessanter Plot durch falsche Entscheidungen im Design in den Sand gesetzt wird. Gesellen sich noch weitere Fehlentscheidung wie ein verfrühter Release im aktuellen Mega-Herbst dazu, dürfte ein ursprünglich interessanter Titel kaum eine Chance haben. Genauso erging es The Cursed Crusade. Dabei hätte man aus dem Titel durchaus etwas machen können. In der Rolle von Denz de Bayle macht ihr euch zur Zeit der Kreuzzüge auf nach Jerusalem, um dort euren Vater zu finden. Begleitet werdet ihr vom spanischen Draufgänger Esteban Noviembre, so dass ihr nach einem kurzen Intro als infernalisches Duo unterwegs seid. Auf euch lastet dabei ein Fluch, denn der Tod trachtet euch nach eurem Leben. Ihr springt also dem Sensenmann immer wieder von der Schippe, könnt aber den Fluch der Dunkelheit genauso ausnutzen um euch im Kampf zu stärken oder in der Parallelwelt versteckte Hinweise auf den richtigen Weg zu finden. Nutzt ihr die Macht des Fluchs allerdings zu lange, zehrt dies an den Kräften eurer Seele. Aber zum Glück seid ihr auch mit euren Waffen fit und wisst euch eurer Gegner zu erwehren.

Dies geschieht wie es sich für die damalige Zeit gehört mit brutaler Waffengewalt. Dazu stehen euch Schwerter, Lanzen, Knüppel sowie eine Armbrust zur Verfügung. Die Waffen könnt ihr teils kombinieren und so in der einen Hand ein Schwert, in der Anderen einen Knüppel tragen. Entsprechend variantenreich gestalten sich auch die möglichen Combos, mit denen ihr eure Widersacher beharkt. Den Abschluss bildet dann ein effektvoll in Szene gesetzter Finisher, bei dem die Brust eurer Feinde von der Klinge durchbohrt wird, ihr ihnen die Lanze durch den Schädel rammt oder die Köpfe rollen. Zwischendurch wird das Gameplay aufgelockert, indem ihr einen Rammbock betätigt, feindliche Bogenschützen vom Turm schießt und so weiter. Die Möglichkeit zum Coop-Modus mit einem zweiten Spieler an eurer Seite klingt ebenfalls verlockend. Was allerdings in der Theorie ein ordentliches Mittelalter-Geschnetzel hätte werden können, entpuppt sich in der Praxis als verkorkster Slasher, der unter seinen öden Missionen, der schlechten Technik sowie der störrischen Steuerung leidet. Alles fängt schon damit an, dass ihr ohne Tutorial mitten ins Kampfgeschehen geworfen werdet. Sind die ersten Feinde noch schnell besiegt, sorgt die erste Begegnung mit dem Tod schnell für Frust. Auf der Flucht vor dem Sensenmann in eine Kirche erscheinen verschiedene Buttons auf dem Bildschirm. Na klar, ein Quick Time Event! Schnell wird der eingeblendete Knopf gedrückt – und wenig später ist man gestorben. Wieder und wieder. Woher soll man auch wissen, dass man mit dem Drücken der Knöpfe erst warten muss, bis ein außen erscheinender Kreis ein Stück nach innen gewandert ist? Hat man diese Hürde genommen, darf man kurz darauf dann auch endlich das Tutorial spielen, bei dem euch der Umgang mit den Waffen erklärt wird. Ihr blockt, pariert, durchbrecht die Deckung. Immer wieder müssen auch beschädigte Waffen ersetzt werden.

Würde sich das Gameplay nicht als absolut träge herausstellen, wäre die Mechanik an sich brauchbar gewesen. Immer wieder schlagt ihr allerdings in die falsche Richtung, weil euer Charakter zu spät auf die Bewegungen des Analogsticks reagiert. Ihr metzelt euch also von Abschnitt zu Abschnitt und erledigt dabei alle Gegner. Der Combozähler reagiert dabei sehr großzügig, so dass trotz Schlägen in die Luft erstaunlich hohe Combos erzielt werden können. In vielen Levelabschnitten verstecken sich noch ein paar Schatztruhen oder andere optionale Ziele und Gegenstände, die gefunden werden wollen. Diese lassen am Ende eines Levels eure Bewertung in die Höhe schnellen. An dieser Stelle werden auch eure Siegpunkte verwaltet, mit denen ihr neue Combos freischalten, euren Charakter in fünf Eigenschaten wie Stärke, Ausdauer, etc. verbessern oder neue Fähigkeiten eures Fluchs freischalten könnt, die dann im Kampf eingesetzt werden. Praktisch ist, dass ihr bereits gespielte Level jederzeit erneut besuchen könnt. In diesem Bereich ist das Menü vorbildlich aufgebaut. Leider ist das einer der wenigen positiven Punkte in The Cursed Crusade. Das träge Gameplay und die schwerfällige Steuerung lassen selbst kooperativ mit einem Leidensgenossen nur für beinharten Fans des Mittelalters ansatzweise so etwas wie Spielspaß aufkommen. Nach gut sieben Stunden ist das Spiel durch, wobei es kaum Motivation gibt den Titel ein weiteres Mal zu spielen.

Ein Grund hierfür ist auch die schwache technische Präsentation. Die Texturen sind unglaublich matschig und wirken verwaschen. Die Animationen sind teils holprig und unrealistisch. Immer wieder gibt es Clippingfehler und Fehler in der Kollisionsabfrage, indem ihr verschlossene Türen passieren könnt oder Gegenstände wie ein Geschützturm mit einem Mal verschwinden. Hier wurde ganz böse geschlampt, was man mit mehr Entwicklungszeit sicher hätte verhindern können. Die schwache und oftmals störrische Kamera tut ihr übriges, um euch den Spielspaß zu nehmen. Vor allen Dingen in den Gassen der Dörfer und Burgen geht die Übersicht selbst gegen wenige Gegner schnell flöten. Immerhin ist ein Großteil eurer Widersacher strohdummes Kanonenfutter, das ihr schnell in die ewigen Jagdgründe geschickt habt. Beim Sound könnte man meinen dtp Entertainment hätte geklotzt anstatt gekleckert, da man einige bekannte deutsche Synchronsprecher hört. Allerdings scheinen diese recht gelangweilt bei ihrer Arbeit gewesen zu sein, denn entsprechend unmovitiert wirken die meisten der deutschen Stimmt. So kommt leider keine richtige Atmosphäre auf. Selbst die brauchbare musikalische Untermalung kann hier nichts mehr retten.

Fazit

The Cursed Crusade hat nicht zuletzt wegen des Coop-Modus ein paar gute Ansätze, die allerdings nahezu allesamt versiebt wurden. Man merkt dem Spiel einfach an, dass es überhastet auf den Markt geworfen wurde. Mit mehr Zeit und dem nötigen Feinschliff hätte daraus ein wirklich brauchbarer Actiontitel werden können. Stattdessen ist The Cursed Crusade ein Schuss in den Ofen, der nur hartgesottenen Mittelalter-Fans ansatzweise Spaß machen könnte. Ach ja, war da nicht noch etwas mit einem Fluch? Verflucht sollen alle sein, die dem Spiel nicht mehr Entwicklungszeit gegönnt und es dadurch zum Griff ins Klo haben werden lassen!

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