CityVille 2: Ist Zyngas nächste Generation der Social Games die Rettung?

Zynga stehen harte Zeiten bevor. Mit einem Verlust von 52,7 Mio. US-Dollar im letzten Quartal und einem Aktienwert von 20% des ursprünglichen Preises seit ihrem IPO (Initial Public Offering) letzten Dezember, sieht es nicht rosig aus für den Social Games-Giganten. Die Blase sei geplatzt, die Kundschaft abgegrast, so heißt es. Zynga steht unter Zugzwang und bewegt sich daher ins Online-Glücksspiel um den sinkenden Zahlen entgegen zu wirken. Doch nicht nur das: In den letzten Wochen präsentierte Zynga den „nächste Generation der Social-Games“-Sequel zu ihrer erfolgreichen „Ville-Serie“ auf Facebook. Wir haben die soziale Aufbausimulation angespielt, um herauszufinden welche Entwicklungen das neue CityVille 2 mit sich bringt und ob Zynga aus der Kritik an ihren bisherigen Veröffentlichungen gelernt hat.

Nerve deine Freunde und hab Spaß dabei

Wenn Zynga vermeiden will, dass sich ihre Kunden nach alternativen Zeitvertreiben umschauen, müssen sie die grundlegende Struktur ihrer Spiele anpassen, auf Spielerwünsche eingehen und Mikrotransaktionen gekonnt und nahtlos einbauen. Diese „neue Generation“ der Social-Spiele stellt die perfekte Gelegenheit dafür dar und doch wird immer wieder auf Spielmechaniken zurückgegriffen, die es seit den ersten großen Spielehits auf Facebook gibt (und welche schon von Beginn an für Frustration bei einigen Spielern sorgten).

Zunächst einmal sei gesagt, dass das ständige Auffordern zum „Teilen“ auch in CityVille 2 erhalten bleibt. Du bist einen Level aufgestiegen! Teile dies mit deinen Freunden. Du hast eine Quest bestanden! Teile es! Du hast ein Café gebaut! Teile es und zeige deinen Freunden, wie viele Stunden du schon mit diesem Spiel verbracht hast, obwohl du doch eigentlich Besseres zu tun hast! Auch die zweite Welle an Zynga-Spielen baut stark darauf auf sich durch seine Spieler viral auf der ganzen Welt zu verbreiten. Dieses grundlegende und oft kritisierte Prinzip ist das „Press Start To Play“ der „sozialen“ Spiele und wer in den Genuss von CityVille 2 kommen will, wird sich wohl oder übel daran gewöhnen müssen.

Eine andere traditionelle Spielmechanik, welche in FarmVille 2 zu Freuden der Spieler angepasst und verbessert wurde, findet unverständlicherweise ihren Weg zurück in die Ville-Serie: Energie. Jede Aktion, jeder Klick verbraucht eine Einheit Energie und sobald diese aufgebraucht ist, heißt es entweder warten, Freunde nerven oder zusätzliche Energie mit echtem Geld kaufen. Durch das Einführen von Wasser anstelle von Energie in FarmVille 2 hatte Zynga Frustration vorgebeut, also warum müssen wir uns im neuen CityVille wieder damit herumschlagen? Um gleichzeitig einen langfristigen Profit und ein angenehmes Free-to-play-Erlebnis zu erhalten, müssen neue Wege zur Monetisierung gefunden werden, welche den Spielfluss nicht stören und potenzielle Spieler nicht abschrecken, doch CityVille 2 zeigt in dieser Richtung keine Besserung gegenüber seinem Vorgänger.

Zynga zeigt Wille zur Besserung

Das soll nicht heißen, dass CityVille 2 keinerlei Verbesserungen oder neue Features bietet. Tatsächlich steckt hinter all den Mikrotransaktionen und Anfragen-verschicken ein durchaus spaßiges Spiel. Offensichtlich wurde überlegt, wie man das gesamte Erlebnis aufpeppen und weniger dröge und eintönig machen kann.
Bei der Präsentation wurde geklotzt, nicht gekleckert: CityVille 2 kommt wie auch schon FarmVille 2 mit einer hübschen 3D-Grafik daher, der Soundtrack stellt eine Mischung aus Jazz und klassischen Stücken dar (wir staunten nicht schlecht, als uns plötzlich „Freude schöner Götterfunken“ entgegen gehallt kam) und der generische Cartoon-Stil wurde ebenfalls einer Frischzellenkur unterzogen. Doch nicht nur optisch versucht Zynga Neuerungen in das Genre zu bringen: Man hat sich kurzerhand am Active Reload-System aus der Gears of War-Reihe bedient, um dem Anklicken von Gebäuden einen Geschicklichkeitsaspekt zu verpassen. Klickt ihr ein Gebäude an, um etwa den Profit eines Geschäfts einzusammeln, erscheint eine Leiste über eurem Mauszeiger. Klickt ihr erneut, wenn sich ein hin- und herbewegender Zeiger über dem markierten Teil der Leiste befindet, füllt ihr eure Bonusleiste. Ist diese Bonusleiste komplett gefüllt, erhaltet ihr kurzzeitig mehr Belohnungen für sämtliche Aktionen.

Weitere Neuerungen findet ihr auch in den Quests, welche hauptsächlich aus Vorgaben bestehen wie „Sammle Anzahl X von Gegenstand Y“ oder „Baue Gebäude Z“. Absolviert ihr diese, schreitet ihr voran in einer klassischen Krimi-Geschichte im „Wer hat’s getan?“-Stil, bei der ermittelt wird, wer das Haus des vorherigen Bürgermeisters gesprengt hat. Überraschend unterhaltsam sind dabei besonders die cleveren und humorvollen Dialoge eurer Questgeber – man merkt deutlich, dass die Autoren Spaß bei ihrer Arbeit hatten. Zynga zeigt also, dass sie durchaus Interesse daran haben das qualitative Niveau von Social Games anzuheben, doch ob das dem Platzen der Blase vorbeugen kann, bleibt fragwürdig.

Festgefahrene Strukturen machen den guten Willen zunichte

CityVille 2 beweist, dass Zynga in der Lage ist unterhaltsame und qualitativ hochwertige Spiele zu entwickeln, doch letztendlich werden diese durch das immer gleiche Muster zurückgehalten. Die ständigen Unterbrechungen durch aufpoppende Fenster, welche den Spieler auffordern auch die unbeeindruckendste „Errungenschaft“ zu teilen und die stark limitierte Energie stören den Spielfluss enorm. Die Tatsache, dass Zynga dieses Mal ein potenziell spaßiges Spielerlebnis bietet, macht dies nur um zu deutlicher.
Die tolle Präsentation, die lustigen Dialoge und die Geschicklichkeitseinlagen bringen alle frischen Wind in die Ville-Serie. Doch solange Zynga es nicht schafft ein Free-to-play-Spielprinzip zu schaffen, welches frustfreie Unterhaltung bietet (auch für Spieler, die weder Geld für zusätzliche Energie ausgeben, noch ihre Freunde mit ständigen Anfragen nerven wollen), werden weiterhin Spieler abwandern und nach besseren Alternativen suchen.
Vielleicht findet Zynga mit ihrem Einzug ins Online-Glückspiel ihr „nächstes großes Ding“ und alle ihre Sorgen sind vergessen – aber um weiterhin an der Spitze zu bleiben und auch langfristig der Top-Entwickler von Facebook-Spielen zu bleiben, reichen auch die löblichen Verbesserungen ihrer aktuellen Spiele nicht aus. Ein ästhetischer und spielerischer Neuanstrich ist gerne gesehen, aber die Gründe, warum die Nutzerzahlen von Zyngas Spielen sinken, bleiben dieselben – holprige Implementation von Mikrotransaktionen und hineingezwängt wirkende „soziale“ Komponenten.

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