Wie bin ich zu Videospielen gekommen? Level 02

Nachdem im ersten Teil unserer Reihe unser Redakteur Markus seine persönliche Videospiel-Geschichte erzählt hat, ist heute unser Leser Thomas Roß an der Reihe. Bei ihm begann alles in den frühen 80er Jahren in einem Italien-Urlaub – nein, die beiden bekannten Klempner hat er dort nicht angetroffen. Aber lest doch am besten selbst!

Videospiele gibt es unzählig viele. Aber nur ein paar von ihnen haben etwas, das man nie mehr vergisst. Allerdings weiß ich nicht mehr genau, ob es 1980 oder 1981 war. Auf jeden Fall war ich ein kleiner Knirps von drei bis vier Jahren, der mit seinen Eltern und seiner Oma einen Italienurlaub gemacht hatte. Riccione heißt das schöne Städtchen an der Adria und bietet auch heute noch so einige Spielhallen. An einer davon kam ich auf dem Weg zum Strand nie vorbei. Damals musste mich mein Vormund noch hochheben und mir zeigen, wie man Pac-Man spielt. Einfach nur das gelbe Fressmaul lenken und den Geistern ausweichen, Knöpfe brauchte man quasi nicht zu drücken. Das war sozusagen mein erster Kontakt mit Videospielen.

Ich war davon so begeistert, dass ich in den folgenden Jahren (wir machten nahezu jedes Jahr dort Urlaub) diese Spielhalle zwei bis dreimal pro Tag besuchte. Irgendwann bekam ich zu Weihnachten einen Vectrex geschenkt. Neben dem eingebauten „Minestorm“ (den vielle icht besten Asteroids-Klone aller Zeiten) zockte ich vor allem „Scramble“ und „Fortress of Narzod“ – allesamt tolle Ballerspiele. Irgendwann gab das Gerät jedoch den Geist auf und ward fortan nicht mehr gesehen, bis ich ca. 1987 einen Atari 800XL mit 64K Hauptspeicher mein Eigen nennen durfte. In kurzer Zeit hatte ich für dieses System rund 100 Spiele. Gerade mal ein halbes Dutzend Steckmodule und der Rest davon auf Datasette. Ihr beschwert Euch über Ladezeiten? Das 3D(!) Adventure „Mercenary – Flucht von Targ“ inklusive dem hohen Schwierigkeitsgrad lädt (man hält es im Kopf nicht aus) zirka eine halbe Stunde. Meist kam dann noch kurz vor Schluss ein Ladefehler hinzu – also nochmal. Neben diesem Adventure gefiel mir vor allem das starke „Boulderdash“ inklusive dem „Construktion Kit“, also einem Leveleditor. Bis zu 40 Level konnte man auf Kassette abspeichern. Auf Modul zockte ich leidenschaftlich gerne „Ms. Pac-Man“ und „Starraiders“ – ein wirklich spannender 3D-Shooter.

Schon bald aber musste ich feststellen, dass der größte Teil meiner Freunde gar nicht so sehr an dem Atari interessiert waren: „Der C64 ist viel besser“, hieß es da nur. Ich selbst hatte damals vom Konsolen- und Computerspielkrieg kaum etwas mitbekommen, mich interessierte das auch nicht. Und so spielte ich bei einem Freund den bekannten Mario-Klon „The Great Giana Sisters“. Hier war ich zunächst einmal von der tollen Begeitmucke total geflasht, aber natürlich war ich, genau wie mein Kumpel, ganz hin und weg von diesem Jump’n’Run. An Super Mario dachte zu diesem Zeitpunkt aber niemand von uns. Beim Atari jedenfalls war irgendwann mal die Luft raus und ich selber spielte immer weniger damit, bis ich bei einem anderen Kumpel das Spiel „Punch Out“ auf dem NES sah. Als ich das Joypad in die Hand nahm, dachte ich ich noch: „Oh Gott, was ist denn das fürn Mist?! Ich will einen Joystick!“ Nun … der Tag ging zu Ende und ich konnte nicht aufhören „Punch Out“ zu spielen. Ein NES musste her, das war klar, dafür will ich mein lang zusammengespartes Taschengeld opfern. Mein Vater war allerdings strickt dagegen, nicht nur weil die Spiele so teuer waren (um die 100 Mark für ein Modul, eine Atari-Kassette kostete gerade mal einen Bruchteil davon), sondern auch weil meine Schulnoten sehr zu wünschen übrig ließen. Nach ständigem Gequängel und meiner Mutter als Verbündete durfte ich mir dann doch ein NES kaufen, zusammen mit „Super Mario Bros.“ und natürlich – „Punch Out“. Das war die Geschichte im Frühjahr 1990. Neben Super Mario waren es vor allem zwei Spieleserien, die ich so großartig fand. Zum einen war das „The Legend of Zelda“ (untypisch: den zweiten Teil spielte ich lieber) und „Mega Man“.

Durch das NES lernte ich einen Jungen kennen, der zwar ähnlich alt war wie ich, aber viel informierter. „Lies mal die Videogames, da steht alles über Videospiele drin.“ Fortan wurde die Zeitschrift regelmäßig gekauft und das Super Nintendo warf seinen Schatten voraus. Total gehypet aufgrund der Bildschirmfotos und dem genialen „Super Mario World“ war es 1992 soweit. Mein Kumpel hatte das SNES zuerst und ich musste mal wieder mein Sparschwein plündern. Aber wohin mit dem Gerät? Mein Vater darf es noch nicht erfahren. Und so brachte ich die Konsole bei meiner Oma unter. Da sie ohnehin für mich wie eine zweite Mutter war, besuchte ich sie – noch öfter als sonst. Irgendwann war es dann egal, der 16-Bitter bekam einen festen Platz in meinem Spielezimmer. Neben unzähligen Spielstunden „Super Mario Kart“ zu zweit, haben es mir vor allem viele bekannte Spiele, wie „The Legend of Zelda: A Link to the Past“ oder „Secret of Mana“ angetan. Alleine spielte ich gerne Ballerspiele wie „Super Aleste“, „Axelay“ oder „Starwing“.

1994 bekam ich aus den USA ein brandneues „Mega Man 6“ für das NES mitgebracht, das ich mittels Adapter auf dem SNES spielen konnte („Ha! Das hat sowieso keiner!“, dacht ich damals). Neben zig verschiedenen Spielen, die ich gar nicht alle aufzählen mag, schockte mich mein anderer Kumpel mit dem Spiel „Chrono Trigger“. Die Vorurteile über RPGs waren wie weggeblasen, es gab nur noch dieses eine Spiel. Fortan war ich Rollenspieler. Ich mochte diese Art von Spiel vor allem wegen der Spieldauer und dem Kampfsystem. Kein anderer Titel hat mich derartig geprägt. Danach folgten „Final Fantasy III“ (US) und „Secret of Evermore“. Auch diese beiden Titel haben bei mir Kultstatus erlangt.

Der nächste Hype kam mit dem Nintendo 64. Und klar – mit „Super Mario 64“. Während sich meine Freunde zunehmend für PC-Spiele interessierten, stand ich noch immer hinter Nintendo. Eine PlayStation? Nah. Ich zockte lieber zum X-ten Mal das (für meine Begriffe immer noch beste) Zelda-Spiel „Ocarina of Time“. Sämtliche Rare-Spiele waren selbstverständlich Pflicht. Selbst heute noch spielen wir zwischendurch eine Runde „Perfect Dark“. Aber leider kam aber zunehmend die Erkenntnis, dass es auf der letzten Modulkonsole zu wenig Spiele gab und zudem keine waschechten Rollenspiele. Eine Zeit lang konnte ich es verschmerzen, selbst „Final Fantasy VII“ wollte ich nicht anzocken, es könnte mir ja gefallen. Dann aber die Meldung „Chrono Cross“ kommt. Der Fall war klar. Eine PlayStation musste einfach ins Haus, ein paar Kröten für den Umbau hingelegt und los geht’s. Um die System-typischen Spiele machte ich jedoch stets einen Bogen, und so befinden sich in meiner PlayStation-Sammlung hauptsächlich Rollenspiele.

Nach der Jahrtausendwende kamen PlayStation 2 und Gamecube ins Haus. Nach anfänglicher Euphorie kam jedoch schnell die Ernüchterung. Trotz vieler toller Titel konnte mich diese Konsolengeneration eher wenig begeistern und so kam es, dass ich plötzlich wieder Gefallen an älteren Spielen hatte. Seit einigen Jahren verdiente ich nun selbst mein Geld und so erfüllte ich mir meine Jugendträume: In relativ kurzer Zeit legte ich mir eine PC-Engine, ein Neo Geo und ein Mega Drive zu. Die Sammelleidenschaft für alte Spiele war auf einmal da. Und ab diesem Zeitpunkt war Grafik für mich nicht mehr das Wichtigste. Der Gamecube war rückblickend betrachtet die schwächste Nintendo-Konsole (wenige Hits, viel verschenktes Potenzial) und die PlayStation 2 unterstützte ich mit gerade einmal rund 30 Spielen.

Nun spiele ich seit Ende 2006 auf Wii und DS (bald 3DS) und ein Ende ist nicht in Sicht. Alte Games sammle ich dank Internet immer noch – mal sehen, wie es weitergeht. Viele Haare habe ich in all den Jahren verloren, ein paar sind noch geblieben. Was aber bleibt ist die Liebe zu Videospielen. Ach ja: Nach Italien komme ich immer noch und die Spielhalle wird natürlich auch besucht. Dieselbe wie vor 30 Jahren. Das sind Erinnerungen, die nie verblassen.

Vielen Dank fürs lesen und bleibt dem „A“-Button treu!

Ihr möchtet uns und den übrigen Lesern auch eure persönliche Videospiel-Geschichte erzählen? Dann schickt uns einfach eine E-Mail über unser Kontaktformular – wir freuen uns auf eure Beiträge!

6 Kommentare zu „Wie bin ich zu Videospielen gekommen? Level 02“

  1. Hallo, ich bins =)

    Ich danke Eurem Team von PRESSABUTTON sehr, dass Ihr mich hier veröffentlicht habt. Das hat mich wirklich sehr gefreut. Ich hätte vor 20 Jahren nie gedacht, dass ich heute im Alter von 34 Jahren immer noch so gerne zocke. Wenn auch manchmal die Zeit ein bisschen fehlt, ist es dennoch kein Grund Videospiele zu sammeln. Nochmals vielen Dank.

    Mich würden Stories von anderen auch interessieren. Bitte veröffentlicht ein paar.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Nach oben scrollen