Im Test: Shadows of the Damned (PS3)

Wenn die kreativen Köpfe hinter Serien wie Resident Evil, No More Heroes und Silent Hill ihre Kräfte vereinen und ein gemeinsames Werk erschaffen, dass sollten alle Spieler hellhörig werden, die auch nur ansatzweise etwas mit Horrorspielen anfangen können. Und nein, damit meine ich jetzt nicht Barbies rosa Abenteuer mit dem Tagebuch auf dem Glitzer-Ponyhof. Nein, ich meine richtigen Horror. Kranken Horror. Literweise Blut. Abgetrennte Gliedmaßen. Dämonen aus der Hölle und so. Und das alles im Stile eines trashigen B-Movies. Herausgekommen ist dabei Shadows of the Damned. Kommt also näher, wir erzählen euch davon, wie es uns in der Hölle gefallen hat.

Den Bewohnern der Hölle sind Dämonenjäger ein echter Dorn im Auge. Allen voran der coole Macho Garcia Hotspur, der ihresgleichen bereits in unzähligen Stückzahlen über den Jordan geschickt hat. Doch irgendwann ist auch mit Dämonen nicht mehr zu spaßen. Und so macht der Oberdämon Fleming einfach kurzen Prozess und krallt sich Garcias Freundin Paula. Er lässt sie nicht nur qualvoll vor seinen Augen sterben, sondern zerrt sie auch noch mit in die Hölle, um sie da nach Lust und Laune immer wieder zu reanimieren und erneut sterben lassen zu können. Wild entschlossen jagt ihm Garcia natürlich nach und findet sich ebenfalls im Limbus wieder. Dort zur Seite steht ihm mit Johnson ein fliegender Totenschädel mit britischem Akzent, der mal als Fackel in euren Händen für etwas Licht sorgt, mal als Waffe mit der Bezeichnung Boner den Dämonen ordentlich einheizt. Nachdem ihr das Ableben eurer Freundin als spielerisches Intro vermittelt bekommt und dabei bereits die grundlegenden Prinzipien der Steuerung erlernt, steigt ihr danach direkt in das Spielgeschehen ein und beginnt euer Roadmovie. Von Beginn an fühlt ihr euch dabei in gewisser Weise an Resident Evil erinnert, da es sich bei Shadows of the Damned ebenfalls um einen Third Person Shooter handelt. Die Handschrift von Shinji Mikami ist dabei unverkennlich, wenngleich das Gameplay etwas flotter ausgelegt ist als bei der klassischen Zombie-Hatz von Capcom. Garcia ist nicht nur während des Zielens beweglich, sondern kann auch mit flinkem Abrollen seinen Gegnern ausweichen. Für die ersten Dämonen ist das kaum notwendig, später allerdings im Spielverlauf kann euch das durchaus das Leben retten.

Neigt sich eure Kraft dennoch einmal dem Ende, solltet ihr schnell zur Flasche greifen. Sake, Tequila & Co sind in den Tiefen der Hölle nämlich nicht schlecht für eure Gesundheit, sondern füllen diese wieder auf. Nachdem das Spiel bereits recht abstrus startet, wird es im Laufe der gut acht bis zehn Stunden dauernden Spielzeit nicht besser. Ihr erlebt so ziemlich alles, was einem kranken Gehirn entsprungen zu sein scheint. Schleichende Dämonen greifen euch aus den Tiefen der Kanalisation an, springen euch von Hausdächern an, ihr schwingt euch in einem Glockenturm an einem riesigen Kronleuchter nach oben, lauscht einer höllischen Operndarbietung und dergleichen mehr. Shadows of the Damned ist derart voll gepackt mit Ideen, dass ganz sicherlich keine Langeweile aufkommt. Die hier aufgezählten Beispiele sind auch nur ein Bruchteil der Dinge, die euch im Verlaufe eures Abenteuers erwarten werden – inklusive überraschender Änderungen im Gameplay und ähnliche Dinge. Aber ich möchte euch nicht zu viel verraten. Denn da man nie weiß, was einen hinter der nächsten Ecke erwartet, bleibt Shadows of the Damned stets spannend. Immer wieder wird das Spiel dabei mit Cutscenes aufgelockert, in denen sich entweder Johnson mit Garcia unterhält oder ein Boss euren Weg kreuzt. Besonders die Bossfights sind dabei hervorragend inszeniert und erfordern euch einiges ab. Mit der richtigen Taktik sind zwar alle Obermotze zu besiegen, die Dramatik wenn euch ein riesiger Kerl mit Harmonika und Kettensäge bewaffnet über einen gespenstischen Markt jagt, ist jedoch immens.

Mit den aufrüstbaren Waffen seid ihr allerdings auch gegen die größeren Dämonen gut gerüstet. Dafür müsst ihr rote Diamanten finden, die euch Upgrades eurer Wummen sowie der eigenen Gesundheit ermöglichen. Weiße Diamanten werden von besiegten Gegnern hinterlassen und dienen als Zahlmittel an Alkoholautomaten oder bei Christopher, einem Händler aus der Unterwelt, der euch immer wieder mit den wichtigen Dingen des digitalen Lebens wie Munition oder Energie versorgt. Blaue Diamanten erhaltet ihr dagegen hin und wieder nach einem Bosskampf und erlangt damit ein Upgrade eurer Waffen. Dank drei wählbarer Schwierigkeitsgrade dürfte jeder Spielertyp die passende Herausforderung finden, wobei halbwegs erfahrene Zocker durchaus gleich auf der höchsten Stufe starten dürfen. Im leichtesten Modus besitzt ihr nämlich Heilmittel im Überfluss und lauft so im Prinzip nie Gefahr das Zeitliche segnen. Gerade die Gratwanderung zwischen Leben und Tod ist in Shadows of the Damned ein Aspekt, der dem Spiel seinen Reiz verleiht. Dazu gehört genauso auch das Spiel mit der Dunkelheit. Immer wieder nämlich müsst ihr für Licht sorgen, indem ihr Ziegenköpfe oder andere Leuchtmittel mit eurem Lichtschuss trefft. Noch abgedrehter wird es, wenn ihr bewusst in die Dunkelheit treten müsst, weil es keinen anderen Weg nach vorne gibt. Dabei wisst ihr genau, dass die Dunkelheit nach einiger Zeit an eurer Kraft zehrt und euch den Tod bringen kann. Teils muss dies genauso in Kauf genommen werden um beispielsweise einen versteckten Schalter zu finden oder den Schwachpunkt eines Endgegners ausfindig zu machen. Die Ideen reißen also nicht ab und sind teils gut, teils krass, teils abartig. Aber immer in sich stimmig und zu einem Titel wie Shadows of the Damned passen, der sich quasi wie ein B-Movie spielt.

Damit wären wir nun auch bei der technischen Präsentation angekommen. Das Spiel trägt ganz klar die Handschrift von Suda 51 und erinnert optisch mehr als einmal an No More Heroes. Shadows of the Damned ist dabei grafisch keine wirkliche Perle, was alleine schon im gewählten Stil und den damit verbundenen Kanten und Rändern der Charaktere liegt, die alles unwirklich und überzeichnet erscheinen lassen. Punktet kann das Game dagegen mit dem tollen Spiel zwischen Licht und Schatten. Die Animationen sind allerdings teils etwas hölzern und lassen den Spielfluss etwas abgehackt erscheinen. Probleme macht hin und wieder auch die Kamera. Sie kann zwar mit dem rechten Analogstick gedreht, nicht aber vom Abstand oder ihrem Blickwinkel her verändert werden. Da sie euch viel zu nah im Nacken sitzt, geht gerade in den engen Gassen der Höllenstadt ein ums andere Mal die Übersicht flöten, während eure Widersacher euch in eine Ecke gedrängt haben. Die abwechslungsreichen Locations entsorgen dafür zumindest zum Teil für die schwache Kamera und machen auch gleich die sehr gradlinigen und schlauchartigen Levels wieder mit wett. Unverständlich ist allerdings die Entscheidung, warum man an gewissen Stellen im Level nicht mehr zurückkehren kann. Wer beispielsweise eine Leiter erklimmt und diese nicht mehr herabsteigen kann, verpasst schnell mal eine der wenigen Abzweigungen. Schade ist genauso, dass es kein New Game+ gibt, indem man mit dem bereits verdienten Waffen die Hölle erneut durchstreifen darf.

In Sachen Sound punktet Shadows of the Damned dagegen mit einer passenden englischen Synchronisation, wobei man für das Verständnis der vielen Wortwitze und Anspielungen (unter anderem das Wort „Penis“ in all seinen Variationen) der englischen Sprache schon mächtig sein sollte. Für den Soundtrack zeichnet sich Akira Yamaoka verantwortlich, der bisher so ziemlich zu jedem Teil der Silent Hill-Reihe die Kompositionen besteuerte. Da sich Shadows of the Damned kaum von seinem Kollegen aus dem Horror-Genre unterscheidet, kommen einem die Klänge bekannt vor: Unheilschwangere Chöre, ungestimmte Gitarren, viel Synthie – das Ganze wird mit lässigem Latino-Style in den Ladepausen gepaart, was eine einzigartige und irgendwie ziemlich coole Sache ergibt und optimal zum Titel passt, der sich dank seinem enthaltenen Humor ohnehin nie selbst allzu ernst nimmt. Die stimmungsvollen Soundeffekte wie das Splittern der Knochen, das Schreien von Babys, das Meckern der Ziegenköpfe sowie Todesschreie aus der Ferne tragen ebenfalls viel zur gelungenen Atmosphäre des Titels bei.

Fazit

Wer der Meinung war mit Shadows of the Damned die spielerisch besten Aspekte von Resident Evil, No More Heroes und Silent Hill unter einem Hut zu finden, wird ganz klar enttäuscht sein, denn ein „Best of“ von den drei kreativen Köpfen genannter Serien ist Shadows of the Damned nicht. Stattdessen erhält man einen skurrilen Shooter, der vom Gameplay her zwar hin und wieder etwas seicht ist, allerdings dank eigenwilliger Location, einer tollen Soundkulisse und dem sehr plakativen Humor punktet. Letzteren muss man natürlich mögen, um Shadows of the Damned überhaupt etwas abgewinnen zu können. Fans von Suda 51, deren Handschrift hier am deutlichsten zu bemerken ist, werden sicherlich ihren Spaß damit haben die Hölle von Dämonen zu säubern und verzeihen sogar den ein oder anderen Schnitzer, der Shadows of the Damned letztlich den Status unseres Geheimtipp-Siegels kostet.

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1 Kommentar zu „Im Test: Shadows of the Damned (PS3)“

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