Sportschau war gestern, nun kommt eSports ins Fernsehen

Die öffentlich rechtlichen Sender haben nicht gerade den Ruf, sonderlich modern zu sein, auch wenn sie mit neuen Senderabspaltungen immer wieder versuchen, auch ein jüngeres Publikum anzusprechen. Trotzdem ist es schon etwas überraschend, dass gerade ZDFkultur nun angekündigt hat, den Auftakt der Electronic Sports League (ESL) zu zeigen.

Gaming ist für viele ab einem bestimmten Alter noch immer kein ernstzunehmendes Hobby. Es ist oft nur „Rumgediller“ am Computer und warum wir gerne viel Geld für Spiele, Konsolen und Co ausgeben, ist für manche Menschen einfach unverständlich, auch wenn es laut Bundesverband interaktive Unterhaltungsmedien (BIU) knapp 23 Millionen Gamer in Deutschland gibt. Ebenso ist es für viele unbegreiflich, dass es Ligen mit professionellen Gamern gibt, die tatsächlich ihr Geld damit verdienen auf Knöpfe zu drücken. Dass es vor allem in Asien nichts Neues mehr ist und der Gedanke auch nicht verrückter ist, als professionelle Pokerspieler, geht trotzdem über das Verständnis von vielen hinaus. Es ist vielleicht etwas zu blauäugig gedacht, aber vielleicht könnte sich das bald ändern, wenn der Mainzer Sender ZDFkultur am 20. August ab 22:30 Uhr einen kompletten Spieltag der ESL überträgt.

Wer auf das Datum geachtet hat, der weiß gleich, dass es sich hierbei um das Turnier auf der gamescom in Köln handelt, das einen Tag vorher stattfindet. Grund für die Zeitverzögerung der Ausstrahlung ist u.a. der Jugendschutz so wie Nachbearbeitung des Materials. Es werden nicht nur Fifa 11, Counter-Strike Source und Trackmania Nations Forever gespielt und in voller Länge gezeigt, sondern es gibt gleichzeitig auch Interviews mit den Beteiligten und entsprechende Einspieler. Moderiert wird das Ganze von den ehemaligen Giga-Hosts Viola Tensil und Colin Gäbel, die zudem bereits seit mehreren Jahren erfolgreich durch das WebTV-Format PLAY’D führen.

„Gaming ist ein Massenphänomen und mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Kultur“

Im Interview mit DWDL erklärt Sender-Koordinator Daniel Fiedler, dass eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Videospielen für den popkulturinteressierten Sender zum Profil gehöre, und dass die Sendung vorerst eine Pilotcharakter hätte, von dem aus man weiter sehen würde. Erfahrung hat der Sender im Bereich Gaming bereits mit dem Format Pixelmacher gesammelt, diese nun im Bereich eSports auszubauen, ist also nur ein weiterer Schritt. Geplant ist bis jetzt zwar nur den Auftakt der ESL Pro Series zu zeigen, wenn alles gut läuft, wird diesen Dezember noch das Saison-Finale zu sehen sein, bevor es nächstes Jahr weiter geht. Eventuell könnten die ESL-Turnier-Übertragungen auf ZDFkultur sogar zur Regel werden und damit monatlich zweieinhalb Sendestunden für sich beanspruchen.

Wer es dieses Jahr also nicht auf die gamescom schafft, aber trotzdem gerne mal einen Blick auf das eSports-Event werfen möchte, ohne dafür wie üblich via Webstream bezahlen zu müssen, der sollte am 20. August ab 22:30 Uhr ZDFkultur einschalten.

3 Kommentare zu „Sportschau war gestern, nun kommt eSports ins Fernsehen“

  1. Ich verstehe nicht warum sich damals die öffentlich rechtlichen nicht einfach als Sponsor für Giga entschieden haben. Wir hatten eine große aktive Community die in die neue Zielgruppe von ZDF und co gepasst hätte. ZDF geht mit der Übertragung zwar in die richtige richtung, aber ich glaube kaum das die sich für eine Gaming sparte in ihrem Programm entscheiden werden.

  2. Also grundsätzlich überrascht mich die Platzierung in dem Programm überhaupt nicht. ZDFKultur ist auf dem besten Weg, ein wirklich guter Sender auch für Zuschauer unter 60 zu werden – insofern ist die Ausstrahlung nur konsequent. Das mit GIGA klingt zwar zunächst abwägig, wäre aber gar nicht so doof gewesen. Immerhin hatte GIGA schon zu beginn des Jahrtausends eine sehr große und lebendige Community – also genau das, was sich die ÖRs heute erwünschen. Auch wenn in den GIGA-Foren getrollt wurde wie bekloppt…

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