Im Test: Batman: Arkham City (Multi)

Zwei Jahre ist es her, seit Rocksteady mit Batman: Arkham Asylum nicht nur den erfolgreichsten Graphic Novel aller Zeiten in ein Videospiel verwandelte, sondern auch bewies, dass Adaptionen mehr als nur Lizensschrott sein können. Versteckt in den Tiefen des Videospiels konnten wir, nach langer Suche und mit ein bisschen Explosionsgel, einen verborgenen Raum freilegen. In diesem befand sich der erste Hinweis auf das Spiel, das vor Kurzem erschien und ein neues Kapitel für den dunklen Ritter Gothams einleitet: Arkham City. Zu dritt haben wir uns für euch ins Kostüm geschmissen, uns durch die Stadt-in-der-Stadt geschwungen und gekämpft und berichten nun von vorderster Front, ob sich die Reise in die Gefängnisstadt lohnt.

Die Geschichte spielt einige Monate nach Arkham Asylum. Der ehemalige Leiter der Nervenheilanstalt für kriminelle Schwerverbrecher, Quincy Sharp, ist mittlerweile zum Bürgermeister aufgestiegen. Eine seiner ersten Amtshandlungen war, einen Teil von Gotham abriegeln zu lassen, um daraus eine eigene Stadt zu machen. In diese ließ er nicht nur alle Insassen Arkhams einliefern, sondern auch deren Gefolge aus dem Blackgate Gefängnis und Leute, die ihm lästig waren. Abgetrennt von Gotham durch eine riesige Mauer wird Arkham City von Sicherheitsleuten namens Tyger-Guards bewacht, die nicht nur die Grenzen sichern, sondern auch in Helikoptern über dem Stadtstaat schweben, in dem es keine Gesetze zu geben scheint. Schnell ist klar, dass Sharp nicht der Kopf hinter dieser irrsinnigen Idee ist. Nicht nur als Batman stellt ihr euch gegen Arkham City, sondern auch als Bruce Wayne – was euch zum Verhängnis wird. Bei einer Veranstaltung äußert dieser sich offen gegen Arkham City und wird prompt festgenommen. Ihr landet also unfreiwillig selbst in der Verbrecherstadt, die geradezu scharf darauf ist, Hand an Gothams reichsten Playboy legen zu dürfen. Ihr müsst euch nun befreien und könnt dann euren getreuen Diener Alfred eines eurer Kostüme schicken lassen. Adieu Bruce Wayne und hallo Batman. Sobald das geschehen ist, geht die Reise auch schon los. Euch erreicht Wort, dass Catwoman sich mal wieder in Schwierigkeiten gebracht und mit Two-Face angelegt hat, der plant, an ihr ein Exempel zu statuieren. Ihr müsst euch also auf den Weg machen sie zu befreien, denn wenn jemand weiß, was hier vor sich geht, dann die diebische Katze.

Die Storyline von Arkham City ist ziemlich geradlinig, jedoch kann und wird sie durch Quests unterbrochen, die euch verschiedene, altbekannte Gesichter geben. So ködert euch der wahnsinnige Mörder Victor Zsasz damit Geiseln zu töten, wenn ihr es nicht schafft, innerhalb einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort zu sein oder Bane bittet euch um Hilfe, ihm bei der Zerstörung des aus Arkham Asylum übrigen Titans zur Hand zu gehen. Bei einigen Quests habt ihr die Wahl, ob ihr sie noch während der Hauptstory durchführen wollt oder erst danach, andere fließen in die Story mit ein. Wir treffen viele aus den Comics bekannte Gesichter, mit denen Rocksteady im Voraus auch schon fleißig geworben hat, aber auch ein paar Überraschungen sind noch im Spiel verborgen.

Das Kampfsystem ist dasselbe wie bereits im Vorgänger und auch alle Gadgets, die wir im Vorgänger gefunden haben, sind noch in unserem Besitz. Zusätzlich können wir diese upgraden, um weitere Gebiete zu erschließen. Natürlich erhalten wir im Laufe des Spiels auch ein paar neue Spielzeuge. Batman und seine Gadgets haben jedoch ein paar neue Tricks gelernt, die die Kämpfe noch interessanter gestalten, sowohl was das Spielen als auch das Zusehen angeht. Aber auch die Gegner sind in den letzten zwei Jahren nicht untätig geblieben und haben dazugelernt – sowohl was den Kampf als auch ihre Waffen angeht.

Arkham City ist unterteilt in verschiedene Gebiete, in denen je ein bekannter Bösewicht aus dem Bat-Verse herrscht. Two-Face hat beispielsweise das Gericht an sich gerissen während der Pinguin das Museum umgestaltet hat, um nur zwei zu nennen. Jeder Boss hat seine eigenen Schergen, die man an ihrer Kriegsbemalung erkennen kann. Jeder von ihnen hat seinen Bereich nach eigenen Wünschen gestaltet, was nicht nur optisch sondern auch spielerisch unglaubliche Abwechslung bereitet. Und Abwechslung ist etwas, das in Arkham City groß geschrieben wird. Es gibt nicht nur Rätsel zu lösen, Trophäen zu sammeln, Bösewichte zu verkloppen und Aufgaben zu erfüllen, sondern auch die Möglichkeit den dunklen Ritter mal eine Pause zu gönnen und in eine gänzlich neue Haut zu schlüpfen.

Sofern ihr AC nicht gebraucht kauft, liegt dem Spiel ein DLC für die Story von Catwoman vor, die circa 10% des Spiels ausmacht. Ihr solltet diesen unbedingt herunterladen, bevor ihr anfangt zu spielen, da die Geschichte als Ganze dann mehr Sinn macht und so auch für die ein oder andere Überraschung gut ist. Catwoman aka Selina Kyle ist, anders als andere DLC Charaktere, nicht nur in den Challenge-Maps spielbar, sondern hat einen eigenen Storymodus. In diesem werdet ihr Teile der Stadt besuchen, zu denen Batman keinen Zutritt hat und auch Bösewichte treffen, die ihm verwehrt bleiben, wie zum Beispiel Poison Ivy. Catwoman kommt nicht nur mit komplett eigenen Moves und Waffen, der Riddler hat sie auch mit eigenen Trophäen bestückt und Rocksteady hat einen eigenen Soundtrack spendiert. Catwoman hat ein völlig anderes Kampfgefühl als Batman. Sie bewegt sich flüssiger, als der massive Rächer und wer bereits dachte, dass dieser sich schnell bewegt, der hat die Katzendiebin noch nicht gesehen. Auch hat die diebische Katze ihre eigene Art des Detektivmodus, der sie vor Feinden warnt. Zum Schwingen und Kämpfen verwendet sie eine Peitsche und ihre Krallen, die es ermöglichen, an Gebäuden hinaufzuklettern und sich kopfüber von Gittern zu hängen, was äußerst praktisch ist, wenn es darum geht, Feinde auszuschalten.

Die reine Storyline von Batman: Arkham City beträgt mit rund 16 Stunden nicht einmal 50% des kompletten Spiels. Nebenmissionen und Quests verlängern diese noch um einige Stunden und auch der Riddler hat sich nicht lumpen lassen. Dieses Mal hat er im Vergleich zum Vorgänger noch tiefer in die Trickkiste gepackt und oft ist nicht nur Hirnschmalz, sondern auch eine ordentliche Prise Ruhe, Geschick und Schnelligkeit von Nöten, um an die begehrten Trophäen zu kommen. Und diese wollt ihr unbedingt. Jede kleine, grüne Statue und jedes gelöste Rätsel, schaltet Zusatzinhalte frei. Diese reichen von beeindruckendem Concept Art über Charakterbeschreibungen bis hin zu neuen Challengemaps für alle Figuren. Auch hier hat sich Rocksteady einiges einfallen lassen.

Die Challenge Maps bieten diesmal ebenfalls wieder eine nette Variation zum eigentlichen Spiel und reichen von reinen Kämpfen, in denen Bats eine ganze Menge Gegner rundenbasiert ausschalten muss, bis hin zu Mini-Kampangen, in denen der dunkle Ritter (oder einer seiner Helfer, je nach DLC) im Stealth-Modus Feinde nach einem bestimmten Muster ausschaltet. Hier treffen wir sowohl auf Schauplätze aus dem Hauptspiel, als auch auf neue Handlungsorte.


Audiovisuell ist Batman: Arkham City ein Hochgenuss. Nicht nur, dass die Musik herrlich stimmungsvoll ist, auch die Synchronisation ist perfekt, sowohl im Deutschen als auch im Englischen. Im Original vertont wieder einmal Kevin Conroy den dunklen Ritter, Mark Hamill beweist, dass er der wahre Joker ist und auch Castle-Schauspielerin Stana Katic weiß als Talia al Ghul zu überzeugen. Die Atmosphäre von Arkham City ist einfach nur umwerfend. Gerade wenn man die Comics kennt, finden sich hier viele kleine Schätze und Referenzen – von Orten, die in den Büchern erwähnt werden über Figuren bis hin zu Kleinigkeiten wie Postern der Flying Graysons oder Werbetafeln von Firmen, die in Gotham sesshaft sind. Die Umgebung ist extrem liebevoll gestaltet und die Grafik hochkarätig. Oft war ich versucht, durch die Straßen zu wandern oder über die Dächer zu schwingen und die Atmosphäre zu genießen. Arkham City ist dreckig, dunkel, bunt und exakt so, wie wir uns Gotham vorstellen. Egal ob wir in Ivys Versteck sind, durch Wonder City unter der Stadt wandern oder uns durch die Park Row (alias Crime Alley) prügeln, für Abwechslung ist gesorgt.

Raes Fazit

Soll ich ehrlich sein? Ich bin überwältigt. Arkham City ist für mich ein perfektes (Batman-)Spiel und ich sage das nicht nur als Gamer, sondern auch oder eher besonders als enormer Batman-Fan. Rocksteady hat nicht einfach einen gelungenen Nachfolger von Arkham Asylum präsentiert, sondern hat es geschafft, diesen Titel sogar noch zu übertrumpfen. Alles, was an Arkham Asylum großartig war, haben sie übernommen, die kleinen Fehler ausgebügelt und das allgemeine Niveau weiter angehoben. Egal ob es um die Story von Paul Dini geht, die Dialoge, das allgemeine Design oder die Gegner, Batman: Arkham City übertrifft seinen Vorgänger. Rocksteady hat ein großartiges Spiel geliefert und außerdem bewiesen, dass sie den Charakter Batman lieben und vor allem verstanden haben. Wenn ihr euch irgendwann in eurem Leben schon einmal gewünscht habt zu wissen, wie es sich anfühlt Batman zu sein, dann kommt ihr um Arkham City nicht herum. Näher werdet ihr diesem Gefühl nie kommen.

Markus Fazit

Selten gab es so viele Anwärter auf den Titel “Spiel des Jahres” wie 2011. Ein ganz heißer Kandidat ist definitiv Batmans neuestes Abenteuer, da Rocksteady hier ein wirklich grandioser Titel gelungen ist. In den ersten Spielminuten musste ich mich zwar etwas mit der Steuerung auseinandersetzen, bald schon flog, schwang und prügelte ich mich aber flüssig durch das düstere Arkham City, welches man in dieser Pracht kaum erwartet hätte. Die abwechslungsreichen Missionen, die vielen Extras sowie die rundum überzeugende Technik haben dafür gesorgt, dass man auch abseits der gelungen Story jede noch so kleine Ecke des Spiels erkunden will. Sofern man keinen abgrundtiefen Hass gegenüber der Fledermaus hegt, sollte man sich das Spiel definitiv zu Gemüte führen und sich von seiner Atmosphäre fesseln lassen.

Alexanders Fazit

Ich kann meinen beiden Kollegen eigentlich nur zustimmen. Batman: Arkham City ist ein beinahe perfektes Action-Adventure und ein einzigartiges Superhelden-Erlebnis. Egal ob Story, Atmosphäre, Charaktere, Nebenmissionen, Spielwelt, Kämpfe oder einfach nur die glaubwürdig umgesetzte offene Spielwelt der Gefängnisstadt, die Entwickler von Rocksteady beweisen, dass sie in allen Disziplinen glänzen können. Batman: Arkham City ist nicht nur Anwärter auf das “Spiel des Jahres”, sondern Rocksteady auch einer meiner persönlichen Favoriten für den Titel “Studio des Jahres”. Egal ob ihr nun Fan von Batman seid oder nicht, Batman: Arkham City bietet euch ein außergewöhnliches Action-Adventure-Erlebnis.

1 Kommentar zu „Im Test: Batman: Arkham City (Multi)“

  1. Pingback: Video-Review: Batman: Arkham City | Press A Button

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Nach oben scrollen