Im Test: Spider-Man: Edge of Time (Multi)

Spiele mit Superhelden in der Hauptrolle sind mal wieder ganz schick. Nach Thor und Captain America, die ihre Berechtigung auf der Konsole in diesem Jahr dem passenden Kinofilm zu verdanken hatten, sind auch die X-Men wieder mit von der Partie gewesen. Ganz ohne aktuellen Blockbuster im Nacken wagt sich dagegen Spider-Man mit dem Spiel Spider-Man: Edge of Time in unser Heim. Wir haben den Spinnenmann in seinem neuesten Abenteuer begleitet und verraten euch in unserem Test in einem Aufwasch, was die Versionen für die gängigen Nintendo-Systeme taugen…

Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft schwingt sich wieder durch die Gegend. Im Gegensatz zum letztjährigen Shattered Dimensions wagt man sich diesmal an den Rand der Zeit. Denn in Spider-Man: Edge of Time spielen wir nicht nur Peter Parker in der Gegenwart, sondern auch den futuristischen Kollegen Miguel O’Hara aus dem Jahr 2099. Begründet wird dies ganz einfach damit: Der Industrielle Walker Sloan reist aus dem Jahr 2099 zurück in die Vergangenheit, um seinen Arbeitgeber, die Firma Alchemax, dort neu zu gründen und so in der Zukunft der alles beherrschende Marktführer und damit reichster Mann der Welt zu werden. Es dreht sich also alles um Geld und Macht. Peter Parker arbeitet dabei selbst für Sloan und… moment? War er nicht eigentlich als Fotograf beim Daily Bugle beschäftigt? Richtig. Doch da Sloan sein Unternehmen durch den Zeitsprung bereits in den 70er Jahren gegründet und zu weltweiter Macht geführt hat, hat sich die Gegenwart eben verändert. Und damit auch die Zukunft. Und damit der Sinn und die Logik hinter vielen Teilen dieser Geschichte.

Hinzu kommt, dass O’Hara eine Vision hat, die Parker von Spider-Mans Erzfeind Venom getötet wird. Das muss so sein, da er Sloans Plänen in der Zukunft ansonsten im Weg steht. Und ohne Spider-Man in der Gegenwart, gibt es auch keinen Spider-Man in der Zukunft. Alles klar? Super, dann kann das Spiel ja beginnen. Trotz der wirren Geschichte ist der Start in den Titel nämlich überaus gelungen. In einer Art spielbaren Intro wird euch mit einer überzeugenden Präsentation nach und nach beigebracht, was ihr als Spinne alles können müsst, während ihr die beiden Protagonisten sowie den Fiesling im Spiel näher kennenlernt. Dabei treten allerdings bereits die ersten Probleme auf, denn während sich die Schüsse aus Spideys Handgelenk und der Schlag mit dem Spinnennetz recht intuitiv steuern lassen, hat das Spiel selbst ein Problem mit den Spinnenfäden, an denen sich unsere Helden durch die Gegend schwingen. Immer wieder ecken wir dabei an, hängen an Wänden fest und werden von einer störrischen Kamera zusätzlich in den Wahnsinn getrieben. Das ist nervend, denn wenn schon die einfachsten Grundfunktionen der Steuerung ein Ärgernis darstellen, kann kaum echter Spielspaß aufkommen.

Spider-Man: Edge of Time macht sich somit einen großen Teil seines Potenzials selbst kaputt. Die Präsentation an sich kann sich nämlich durchaus sehen lassen. Immer wieder wird der Bildschirm quasi geteilt, wenn beide Superhelden miteinander kommunizieren, ihr aber trotzdem einfach weiter spielt. Durch diesen Comic-Effekt hebt sich das Spiel von vergleichbaren Titeln ab. Allerdings versinkt es spielerisch gesehen dagegen schnell im Einheitsbrei der Lizenzspiele. Ihr besiegt immer wieder in abgeschotteten Räumen Horden generischer Feinde, schwingt euch mit der Steuerung als ärgster Feind durch die Gegend, klettert an Wänden empor und sammelt blaue Orbs, die besiegte Gegner hinterlassen und die eurem Superhelden neue Kräfte bescheren können. Diesen Punkt hat man genauso wie die vielen Herausforderungen im Spiel sicherlich beim Klassenprimus Batman geklaut und schafft es sogar eine Innovation zu integrieren, indem die Herausforderungen während der Story sofort optional absolviert werden dürfen. Dafür muss aber im richigen Moment ein Knopf gedrückt werden, was man im hektischen Spielgeschehen allzu oft verpasst. Hinzu kommt, dass das Upgradesystem eures Helden äußerst schlecht durchdacht ist. Mal dürft ihr eine Verbesserung nur mit Spider-Man in der Gegenwart nutzen, mal gilt es nur für Spider-Man 2099, mal für beide Spinnen. Hier fehlt eine klare Linie. Genauso fehlen oftmals jedoch auch entscheidende Änderungen auf das Gameplay, sobald ihr ein Upgrade erworben habt, womit das gesamte System zur Farce verkommt.

Sammelbare Extras wie Artworks und virtuelle Actionfiguren gehören auch nicht zu den Elementen, die euch längerfristig ans Spiel fesseln können. Dabei ist das Grundkonzept der Story gar nicht mal so übel und bietet eigentlich viel Freiraum für spielerische Innovationen. Demoliert in der Gegenwart beispielsweise einen Aufzug und Spider-Man 2099 kann so seine Feinde abschütteln, weil diese den Aufzug auf einmal nicht mehr verwenden können. Was in der Theorie spannend klingt, wurde im Spiel selbst allerdings nur an speziell dafür vorgesehenen Stellen umgesetzt und ist somit mehr als vorhersehbar geworden. Die spielerische Abwechslung geht somit schneller flöten, als Spider-Man seine Netze schwingen kann und man fragt sich irgendwann, warum man seine Zeit überhaupt mit diesem leider alles andere als motivierenden Lizenzgame vergeudet.

 

Dabei ist Spider-Man: Edge of Time technisch gesehen selbst auf den Nintendo-Systemen nicht einmal die Krücke geworden, die man hätte befürchten können. Die Wii-Version wurde dabei offenbar mit derselben Engine realisiert wie die beiden Varianten für den DS und den 3DS, denn außer der geringfügig höheren Auflösung der Texturen sind die Charaktermodelle und die Levels in allen drei Varianten identisch. Das gilt auch für die durchaus ansehnlichen Videosequenzen, die ganz klar eines der wenigen Highlights im Spiel darstellen. Natürlich ist auf dem großen Bildschirm das Spiel optisch kein Highlight. Aber wir haben schon schlimmere Spiele von Superhelden gesehen, wenn ich da beispielsweise an die Wii-Version von X-Men Destiny denke. Dennoch hätte man seitens Beenox sicher noch mehr aus der Konsole holen können. Auf beiden Handhelds wirkt die Steuerung mangels Tasten etwas gezwungen, wobei hier ohnehin eines der größeren Probleme des Titels liegt. Auf dem 3DS kommt der 3D-Effekt recht gut zur Geltung, was man vor allem in Szenen wie dem spielbaren Intro merkt. Einen wirklichen spielerischen Mehrwert bekommt man dadurch aber nicht geboten. Immerhin verfügen auch die beiden kleinen Versionen über eine Sprachausgabe, die mit Sprechern wie Val Kilmer sogar vergleichsweise gut gelungen ist.

Fazit

All das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Spider-Man: Edge of Time von Activision im Gegensatz zum direkten Vorgänger ein Schritt in die falsche Richtung geworden ist. Insgesamt gesehen mangelt es dem Titel an Abwechslung, so dass kaum ein Spieler bis zum Ende vor dem Bildschirm gefesselt sein wird. Daran ändern auch die freischaltbaren Extras sowie die Herausforderungen, die eher ein nettes Beiwerk, aber kein wirklicher Bonus sind. Fans des Spinnenmannes dürfen mitunter einen Blick riskieren. Alle anderen sind aber beispielsweise mit dem aktuellen Batman-Titel deutlich besser bedient.

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