Im Test: Street Fighter X Tekken (PS3)


Es darf wieder geprügelt werden. Capcom schickt seine Urgesteine des Prügelspiels, Ryu und Ken, zusammen mit anderen Straßenkämpfern ein weiteres Mal ins Rennen. Nur diesmal sind sie nicht alleine, sondern treffen auf die bisher in der dritten Dimension heimischen Kollegen Jin, Kazuya und Law. Wir haben uns für euch ein paar Blessuren geholt und sind erfolgreich wieder aus dem Ring gestiegen. Mehr dazu verraten wir euch in den folgenden Zeilen…

Im Bereich der Prügelspiele gibt es nur wenige Serien, die sich über Jahre hinweg erfolgreich auf dem Thron behaupten konnten. Nachdem selbst Capcoms Street Fighter nach dem Sprung in die dritte Dimension für eine Weile von der Bildfläche verschwunden waren, feierten sie mit dem vierten Teil ein grandioses Comeback. Doch nun ist das Unfassbare passiert, denn zwei der wohl größten Beat’em’Up-Serien aller Zeiten haben den Weg gemeinsam in ein Spiel gefunden. Nun gut, um genau zu sein sind es zwei Spiele. Denn neben dem hier vorliegenden Street Fighter X Tekken befindet sich auch noch Tekken X Street Fighter in Emtwicklung. Während der Capcom-Prügler, um den es nun gehen soll, bereits in spielbarer Form vorliegt, befindet sich das von Namco entwickelte Pendant dazu in einem noch recht frühen Entwicklungsstadium.

Nachdem Street Fighter X Tekken von Capcom stammt, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Straßenkämpfer den Ton angeben. Das heißt, dass man sich als Fan der Capcom-Prügler in Sachen Gameplay sofort heimisch fühlt. Als Tekken-Fan dagegen muss man sich ziemlich umstellen, da alle Charaktere des Namco-Prüglers quasi ins Cel Shading-Gewand von Street Fighter IV gepresst wurden. Dies hat allerdings erstaunlich gut funktioniert und man hat es geschafft, die charakteristischen Merkmale eines jeden Fighters beizubehalten. Drastische Änderungen ergaben sich allerdings in Sachen Steuerung. Denn während Tekken-Veteranen von je her mit zwei Schlägen und zwei Tritten in einer horizotalen und vertikalen Variante ihre Combos vom Stapel lassen, haben die Straßenkämpfer von Capcom ihre Punches und Kicks in jeweils drei Stärken unterteilt. Die Anpassung erfolgte hier natürlich an das Gameplay von Street Fighter, so dass die Tekken-Charaktere nun teils ein neues Move-Set spendiert bekamen und man deren Bewegungen neu lernen muss. Das gilt auch für die Special Moves, die nun ganz Street Fighter-like mit Viertel- und Halbkreisen samt Button ausgeführt werden. Obwohl das sicherlich eine Umstellung für erfahrene Tekken-Veteranen ist, bringt genau das unglaublich frischen Wind in die Riege der Capcom-Recken. Mit insgesamt über 40 Fightern ist das Kämpferfeld recht groß ausgefallen, wobei weitere Charaktere als Download käuflich zu erwerben sind. Ein wenig sauer stößt dabei allerdings auf, dass essentielle Charaktere wie Blanka auch zu den Fightern gehören, die erst nachträglich gekauft werden wollen.

Neu ist in Sachen Gameplay, dass die Leiste am unteren Bildschirmrand nun als Cross-Bar bezeichnet wird. Mit ihr lassen sich mit diversen Kombinationen mehr oder weniger spektakuläre Ex-Attacken, Super Arts sowie die so genannten Cross-Attacken ausführen. Diese sind nur deshalb möglich, weil Street Fighter X Tekken auf das Prinzip des Tag Team-Kampfes setzt. Als Spieler darf man sich somit stets zwei Kämpfer aussuchen, mit denen man in die Schlacht zieht. Diese kann man im Laufe des Fights nach Belieben austauschen und unter Umständen sogar gleichzeitig agieren lassen. Wichtig ist allerdings, dass man seine Kraftleiste im Auge behält. Denn sobald auch nur einer der beiden Recken einen Knockout erfährt, ist die Runde verloren. Ebenfalls neu sind die Kristalle, auch Gems genannt. Diese verleihen euren Kämpfern spezielle Fähigkeiten, die sich auf fünf verschiedene Bereiche beziehen. Dazu gehören schnellere oder stärkere Attacken genauso wie das automatische Blocken oder ein Auto-Reversal bei Griffen des Gegners. Aktiviert werden die Gems, sobald man bestimmte Bedingungen im aktuellen Kampf erfüllt wie beispielsweise eine gewisse Anzahl an Special Moves ausgeführt oder eine vorgegebene Anzahl an Treffern kassiert hat. Das Gem-Set darf dabei vom Spieler selbst gewählt werden und bringt eine gewisse taktische Komponente mit ins Spiel. Während sich Anfänger so bei Counterattacken unter die Arme greifen lassen können, setzen Profis wohl eher auf die stärkeren und schnelleren Attacken, die man durch die Gems erhalten kann.

Der Capcom-Prügler setzt dabei auf einen flotten Online-Modus, der mit bis zu drei weiteren Mitspielern gespielt werden kann und für spaßige Abende sorgt. Dank des Spielerprofils und der Angabe der Battlepoints könnt ihr online schnell passende Gegner finden, die eurem Spielerniveau entsprechen. Das ist auch gut so, denn der Einzelspielermodus ist mitunter für erfahrene Prügelveteranen einen Tick zu leicht ausgefallen. Im Arcade Modus wird man dabei mit einer kleinen Story konfrontiert, die, wie es sich für ein Prügelspiel gehört, relativ seicht geworden ist. Ein Meteorit ist am Nordpol abgestürzt und man hat dadurch eine seltsame Box gefunden, die kurzerhand Pandora genannt wurde. Von ihr scheint eine geheimnisvolle Macht auszugehen, die nicht unbedingt Gutes verheißt. Aus diesem Grund wurde auch der so genannte Pandora-Move ins Spiel integriert. Dieser sorgt für das sofortige Ausscheiden des aktuellen Kämpfers, verleiht dafür eurem Partner aber ungeahnte Kräfte. Allerdings hat diese Aktion den Nachteil, dass eure Kräfte nur zehn Sekunden anhalten. Habt ihr euren Kontrahenten in dieser Zeit nicht besiegt, zieht ihr definitiv den Kürzeren. Im Arcade-Modus könnt ihr übrigens entscheiden, ob ihr ungestört gegen die KI antreten oder auch Online-Herausforderungen von anderen Spielern empfangen wollt. Dies verleiht dem Titel ein gewisses Arcade-Flair, was durch die Präsentation des Games noch unterstützt wird. Wer sich anfangs mit dem Spielprinzip und allen Moves vertraut machen möchte, kann dies im ausführlichen Training machen. Die Herausforderungen bieten dagegen auch für Profis die ein oder andere harte Nuss, da hier Kämpfe unter bestimmten Bedingungen gewonnen werden wollen. Die Steuerung funktioniert an sich wie gewohnt gut. Allerdings sollte man sich für das optimale Spielgefühl einen Arcade-Stick besorgen, da das Spielgefühl mit dem regulären Joypad nur bedingt begeistern kann.

Technisch präsentiert sich Street Fighter X Tekken im gewohnt bunten Cel Shading-Look, wie man ihn bereits aus Street Fighter IV kennt. Die Riege der Tekken-Charaktere hat dabei den Sprung in die zweite Dimension ohne größere Blessuren überstanden und wirkt in vielen Punkten so, als wäre sie schon immer für die Straßenkämpfer Capcoms geplant gewesen. Die kantigen und kontrastreichen Figuren hinterlassen einen guten Eindruck, wobei hier vor allem die flüssigen Animationen hervorstechen. Die Hintergründe sind in 3D gehalten und wirken meist recht belebt. Allerdings hätten es gerne ein paar Stages mehr ins finale Spiel schaffen dürfen. Denn selbst wenn diese teils mehrere Ebenen aufweisen und somit in der zweiten Runde in einem anderen Bereich der Stage der Kampf weitergeht, bleibt die Grundthematik natürlich gleich. In Sachen Sound bietet Capcom gewohnte Kost. Die teils auf Techno, teils auf Nippon-Metal basierenden Musikstücke sind mitunter etwas aufdringlich und laut, passen aber zum dramatischen Spielprinzip wie die berühmte Faust aufs Auge. Dazu gehören die krachenden Soundeffekte, die wirklich gefallen. Seltsam ist lediglich die Tatsache, dass man bei der Sprachausgabe alle möglichen Charaktere auf Japanisch hört. Hier wären Sprachsamples in verschiedenen Sprachen der Charaktere wesentlich authentischer gewesen. Immerhin ist alles komplett mit deutschen Untertiteln versehen. Während das Eröffnungsvideo übrigens sehr spektakulär gehalten ist, kommen im Laufe des weiteren Spiels leider nur wenige Videosequenzen zum Einsatz. Negativ fällt auf, dass die Geschichten der einzelnen Recken teils nur in Standbildern, teils sogar nur mit einem Textblock abgeschlossen wird. Hier wäre defintiv mehr drin, was gerade diese beiden Beat’em’Up-Serien in der Vergangenheit bereits bewiesen hatten.

Fazit

Trotz Kritk an dem ein oder anderen Punkt, ist Street Fighter X Tekken für Freunde der gepflegten Prügelei ein gefundenes Fressen. Die Riege der Tekken-Fighter wurde überraschend gut in die zweite Dimension und damit auch ins Spielkonzept der Straßenkämpfer integriert. Das Gameplay wartet mit ein paar gelungenen Neuerungen auf, behält aber doch genauso viele bewährte Elemente der Serien bei. Die große Riege an Kämpfern überzeugt dabei genauso wie der gelungene Online-Modus. Lediglich beinharte Einzelspieler könnten mitunter ein wenig die Herausforderung vermissen. Hier wären zusätzliche Spielmodi wie Survival, Time Attack oder weitere Standards schön gewesen. Das ändert aber nichts daran, dass Street Fighter X Tekken ein absolut gelungener Prügler geworden ist, den sich Genrefans nicht entgehen lassen sollten. Street Fighter-Fans müssen ohnehin zuschlagen, doch auch Tekken-Veteranen weden nach kurzer Eingewöhnungszeit ihre Freude an dem Spiel haben.

Screenshots

Hinweis: Die Bilder in diesem Artikel stammen von Capcom.

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