Spike Videogame Awards und die Videospiellandschaft – zwei Welten?

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In der Nacht vom 7. Dezember fanden die zehnten Spike Videogame Awards in Los Angeles statt und brüsteten sich damit den „größten Abend für Videospiele“ zu bieten. Wie jedes Jahr waren Größen aus der Industrie vertreten, die für ihren immensen Beitrag zum Medium Games bekannt sind. Unter anderem zeigten Jessica Alba, Neil Patrick Harris, Jack Black und Gastgeber Samual L. Jackson ihr Gesicht – die treibenden Persönlichkeiten der Branche eben. Neben der PR-Maschine für bald erscheinende Spiele lief auch die Preisvergabe auf Hochtouren: Ganze fünf Minuten der Show wurden immerhin den Gewinnern und ihrem Empfang der „Vector Monkeys“ gewidmet.

Wie jedes Jahr waren die Höhepunkte der VGAs also Gastauftritte, Bühnenshows und vor allem neue Trailer und Ankündigungen. Die namensgebenden Awards bleiben weiterhin im Hintergrund, werden während der eigentlich Veranstaltung kaum erwähnt und nebenbei ganz banal auf dem roten Teppich vor der Show verteilt, als Gratis-Goodie fürs Kommen, sozusagen. „Aber war das nicht schon immer so? Warum sollten wir mehr von einer von Werbung finanzierten und als gegenseitiges Schulterklopfen konzipierten Awardshow erwarten?“ Ja, das war schon immer so. Und schon immer haben sich diverse Individuen über die Natur der Veranstaltung aufgeregt. Die verantwortlichen Produzenten geloben in jedem Jahr Besserung, die teilweise sogar geliefert wurde. Aber der „Wir nehmen das alles hier selbst gar nicht so ernst, es sind ja nur Spiele“-Charakter der VGAs bleibt auch weiterhin erhalten und als Zuschauer fragte ich mich des Öfteren, ob das alles tatsächlich so inszeniert gewesen sein soll, um mich, als Spieler, zu unterhalten. Denn mich, als Spieler, beeindrucken keine bunten Lichter, laute Musik und B-Prominenz. Und doch unterhalten mich Spiele. Das gewählte Game of the Year – The Walking Dead von Telltale Games – unterhält mich. Journey fasziniert mich. Mass Effect 3 zieht mich in seinen Bann. Viele der anderen nominierten Spiele sprechen mich an. Warum also nicht das Event, das abgehalten wird um diese Spiele zu ehren?

Zwei Dinge wurden mir nach dem Anschauen der diesjährigen VGAs klar. Erstens: Das Auswahlkommitee, welches die Sieger kürt, und die Produzenten, die für die Präsentation der Show verantwortlich sind, sitzen in zwei verschiedenen Büros. Zweitens: Letztere leben weiterhin in einem (nicht allzu lange) vergangenen Zeitalter, in dem der Verkaufserfolg eines Spiels und sein Einfluss auf die Industrie kongruent sind. Ich nenne es gerne das „Call of Duty: Modern Warfare-Zeitalter“. Heute jedoch, spätestens seit diesem Jahr, leben wir in einem neuen, noch nicht gänzlich erschlossenen Zeitalter. Call of Duty bricht weiterhin Verkaufsrekorde, ja. Wen überrascht es? Niemanden. In diesem neuen Zeitalter geht es auch in den Videospiel-fremden Medien nicht immer um den neuesten Ego-Shooter. Spiele treten in den Blickpunkt der Gesellschaft nicht nur durch die großen, Hollywood-übertreffenden Einnahmen. In diesem neuen Zeitalter wird Journey im Videospiel-Club der New York Public Library diskutiert und The Walking Dead, eine interaktive Geschichte mit Entscheidungsfreiheit und bedrückender Atmosphäre, gewinnt den Game of the Year Award von Spike.

Spieleentwickler versuchen immer wieder uns durch neue, unerwartete Elemente und manchmal durch überraschend intelligente Aspekte zu unterhalten. Spike’s VGAs fehlt diese Eleganz und Intelligenz. Die Botschaft, die mir durch die Veranstaltung vermittelt wurde, war, „Du spielst Videospiele, du magst es Dinge tot zu schießen. Oh, und vermutlich interessieren dich die Spiele, die wir ausgezeichnet haben nicht besonders, also bang lieber deinen Kopf zu diesem Auftritt von Linkin Park.“. Auf der einen Seite hatten keine der aufgetretenen Persönlichkeiten Einfluss auf die gekrönten Spiele. Auf der anderen hatten aber leider auch die Gewinner dieses Jahres keinerlei Einfluss auf die Aufmachung der Veranstaltung. Das Warum blieb völlig unbeantwortet. Warum haben all diese Spiele ihre Auszeichnungen bekommen? Wer steckt dahinter und was macht sie so besonders? Das einzige Warum, welches die VGAs wie jedes Jahr versuchten zu beantworten ist das „Warum ihr diese Spiele nächstes Jahr kaufen solltet.“

 

Bildquelle: Spike

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